StartFeatureDelf Slotta - Der Saarbergbau in preußischer Zeit (1816-1919)

Delf Slotta – Der Saarbergbau in preußischer Zeit (1816-1919)

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Vortrag von Regierungsdirektor Delf Slotta, redaktionell bearbeitet und kommentiert-Eine Reflexion von Rainer Kuhn

Am 18.05.2016, anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Landkreises Saarbrücken hielt Delf Slotta, Direktor des Institutes für Landeskunde,  einen Vortrag  im historischen Museum in Saarbrückenzu dem Thema: Der Saarbergbau in preußischer Zeit (1816-1919). Er kam zu dem Schluss, dass die Fundamente des Industriestandortes Saar in der preußischen Zeit gelegt wurden. Schichtarbeit und die strikte Beachtung der Arbeitsvorgaben waren Bestandteil der damaligen Arbeitswelt. Diese Arbeitskultur hat sich über die Generationen bis heute weiterentwickelt und macht das heutige Saarland attraktiv für Industrieansiedlungen.

Der Saarländer kann Industrie.

Dazu hat sich eine einzigartige Tradition unter der saarländischen Arbeiterschaft entwickelt: das soziale System „Kumpel“. In den Kohlegruben war der Kumpel eine Lebensversicherung. Die Umstände, die überall lauernden Gefahren unter Tage erforderten es, dass man gegenseitig aufeinander aufpassen musste. So entstand eine sehr enge soziale Bindung unter den Arbeitskollegen. Man kooperiert und unterstützt sich gegenseitig. (Ein großer Vorteil für Unternehmen, die neue Leute einstellen und integrieren müssen.)

Die Auswirkungen des Saarbergbaues auf Land und Leute sind noch heute präsent, die Eingriffe des Saarbergbaues in die Landschaft klar erkennbar. Ein Erbe der heutigen Saarwirtschaft. Zum Glück braucht man nicht mehr von den rußgeschwärzten Ufern der Saar zu berichten, aber der Berg in Sulzbach brennt seit dem Besuch von Goethe im Juni 1770 immer noch. Feste feiern wir jetzt auf der Alm, einer umfunktionierten Kohlebergehalde.

Delf Slotta teilte den Berichtszeitraum seines Vortrages in 4 charakteristische Zeitphasen ein:

1792/4-1815 (Franzosenzeit), Die Napoleonische Ära bis „der Wiener Kongress tanzt“-wirtschaftlicher und sozialer Aufbruch.

Noch in der Feudalzeit, im Jahre 1751, nahm Heinrich, Fürst von Nassau und Graf zu Saarbrücken, die Kohlegruben in herrschaftlichen Besitz. Die Jahresförderung war zu diesem Zeitpunkt noch unbedeutend. Delf Slotta würdigte diesen Vorgang als Nukleus der späteren Montanindustrie.

Die französische Verwaltung hatte die saarländischen Kohlegruben 1794 mit einem Jahresfördervolumen von schon etwa 5.000 Tonnen an einen französischen Unternehmer vermietet.  Um weitere Konzessionsvergaben vorzubereiten gab die französische Administration eine umfassende Geologische Untersuchung über die erbeuteten saarländischen Kohlevorkommen in Auftrag. Diese Dokumentation wurde von Duhamel, Beaunier und Calmelet ausgearbeitet und stellte eine Planungsgrundlage für den strategischen industriellen Ausbau der Kohlegruben dar.

Zum Verkauf von Konzessionen kam es aber nicht mehr: 1815 gingen die Franzosen und 1816 kamen die Preußen.

1816-1849 , Von der Rezession zur Belebung-neue Herren. (die Preußen)

Nach der Franzosenzeit (1794-1814) wurde im Wiener Kongress das Gebiet an der Saar der preußischen Rheinprovinz zugeschlagen, im Osten angrenzend an die Kurpfalz mit St. Ingbert, das damit Zentrum der Königlich Bayrischen Kohlegruben wurde.

Die Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz wurde Koblenz. Die Neuen Herren, wohl aber nicht nur von Berlin nach militärischen Verdiensten ausgewählt, kamen vorwiegend aus den rechtsrheinischen Kohlerevieren und waren evangelisch. Für die Beschäftigten des Saarkohlebergbaus, die nach den Feudalherren und dann den Franzosen jetzt die Preußen als neue Herren innerhalb einer Generation erhielten, war es bestimmt nicht einfach. Aus dem Zuhörerkreis des Vortrages von Delf Slotta kam auch prompt der Einwurf, dass man als Katholik keine Chance auf beruflichen Aufstieg in der Bergwerkshierarchie hatte. Die katholische Kirche hat in der Tat die Arbeiter bei Beschwerden unterstützt. Eine IG Bergbau gab es damals noch nicht.

Aber die neuen Herren brachten nicht nur den militärisch schroffen Ton, sondern auch viel Erfahrung und technisches Wissen mit an die Saar. Die Preußen hatten systematisch die Entwicklungen im führenden Industrieland England verfolgt. Reiseberichte preußischer Ingenieure mit Zeichnungen von Maschinen und Werkzeugen sind noch in den Landesarchiven in  Berlin einzusehen. Früher nannte man das Industriespionage, heute Technologie-Transfer. In Verbindung mit der Kapitalkraft des preußischen Staates und der sprichwörtlichen militärischen Umsetzungsstrategie stellt sich auch bald der Erfolg ein. Messbar an der Jahresförderung:  Jahr 1816 -100.000 Tonnen gegenüber Jahr 1849-1.956.000 Tonnen.

Im Vergleich der Beschäftigten: Jahr 1816 – 917 Bergleute gegenüber Jahr 1849 – 4.580 Bergleute. Und das noch vorwiegend im Stollenbergbau, da man allgemein den Schachtbergbau erst 1845 durchgängig einsetzte. (Erste Schachtteufung Grube Hostenbach im Jahre 1822)

1850-1879, Industrieller Aufschwung-Konsolidationsphase der Montanindustrie.

Delf Slotta beschrieb im weiteren Verlauf seines Vortrages anschaulich, wie das Problem des ständig ansteigenden Bedarfes an Arbeitskräften in den Bergwerken gelöst wurde. Schlafhäuser wurden im Kasernenstil gebaut und gewährten dem Bergmann eine Unterkunft vor Ort, weil es noch keine Verkehrsverbindungen ins Umland gab. Die Bergleute blieben die Woche über im Schlafhaus und gingen nur übers Wochenende nach Hause. Für die preußische Administration besaßen die Saarkohlevorkommen und die gleichzeitig aufblühende Eisenindustrie eine ganz natürliche geopolitische Bedeutung. Daher knauserte man auch nicht mit den notwendigen finanziellen Mitteln um den Standort Saar auszubauen. Viel Geld wurde gebraucht, um den Schachtabbau zu realisieren, der erst die Voraussetzung für die Erschließung der Kohlefelder im Warndt war. Das Carbon ist im diesem Gebiet mit einer Schicht Bundsandstein abgedeckt und lässt sich nicht durch Stollen erschließen. Die Erfindung der Dampfmaschine, die in der Bergbautechnik vielseitig eingesetzt wurde, so zum Beispiel um Wasserpumpen anzutreiben oder Gebläse für das Bewettern der Abbaustrecken, bedeutete einen Quantensprung in der industriellen Entwicklung. Dies nicht nur im Bergbau, sondern auch bei der Entwicklung der Eisenbahnen. Die Eisenbahn war zu gleicher Zeit Transportmittel als auch Abnehmer der Kohle zum Befeuern der Dampflokomotiven. In dem Zeitraum (1850-1879) wurde die Kohleförderung erneut sprunghaft gesteigert von 1.956.000 t auf 5.211.000 t während die Zahl der Bergleute von 4580 auf 22.918 anstieg. Unter Anleitung und mit Unterstützung der preußischen Direktion entstanden komplette Bergmannssiedlungen im Kohlerevier wie zum Beispiel Dudweiler und Sulzbach, die sich zu eigenen Gemeinden organisierten. Da sich die Schaffung der preußischen Zollunion weiter positiv auf den Kohleabsatz auswirkte, ging es weiter bergauf. Dann kam der Krieg 1871, den wir zur Abwechslung mal gewannen.

1871-1918, Die Phase der Hochindustrialisierung.

Die Geländegewinne mit dem Einverleiben von Elsaß-Lothringen versetzten die preußischen Saargrubenweg von der Randlage mitten in ein großes Absatzgebiet. Die ersten Wasserstraßen wurden nach Lothringen gebaut. Der Kohleabsatz nach Lothringen nahm zu, auch als Ergebnis der Einführung des Thomasverfahrens bei der Herstellung von Flussstahl. Jetzt konnte auch die Lothringische Minette verhüttet werden.

Die großen Fördermassen an Kohle und auch die Versorgung der Bergwerke mit den erforderlichen Betriebsstoffen, zum Beispiel Holz zum Verbauen der Strecken, stellten enorme Herausforderungen an die Logistik. Eine komplette Infrastruktur für das Industriegebiet an der Saar wurde aufgebaut mit Schwerpunkt auf den Eisenbahngütertransport. Verladebahnhöfe wurden direkt an den Zechen aufgebaut. Der flächendeckende Ausbau der Eisenbahn legte den Grundstein für eine Hochindustrialisierung des preußischen Saarkohlebergbaues, der mit der Entwicklung der eisenschaffenden Industrie einherging. Und dann gab es 1914 wieder Krieg, den wir dieses Mal verloren und 1918 sah alles anders aus.

Delf Slotta erhielt viel Beifall und Anerkennung für den sehr anschaulich gehaltenen Vortrag, der mit einer sehr gut sortierten Auswahl von zeitgeschichtlichen Fotografien ausgestattet war.

Das Glöcklein

1. Schon wieder tönt vom Schachte her
des Glöcklein dumpfes Schallen;
laßt eilen uns, nicht säumen mehr
zum Schachte laßt uns wallen.

Drum Freunde reicht die Hand zum Gruß
laßt scheiden uns, weil sein es muß
das ist des Schicksals Lauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

2. Bald fahren wir mit heit’rem Sinn
die steile Fahrt hernieder.
Ein jeder eilt zur Arbeit hin
und alles regt sich wieder.

Man hört des Pulvers Donnerknall
des Schlägels und des Eisens Schall
der Hunte Räderlauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

3. Und sollte einst in ew’ger Nacht
mein letztes Stündlein schlagen
so steh‘ ich ja in Gottes Macht
der hilft mir alles tragen.

Drum liebe Freunde weinet nicht!
Den Tod nicht scheu’n ist Bergmanns Pflicht.
Wir fahren zum Himmel hinauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

„Glück auf!“ der Bergmannsgruß beim Kommen und Gehen, auch bei schriftlichen Mitteilungen. Er scheint nicht über das 17. Jahrhundert hinauszureichen und erst in der zweiten Hälfte desselben allgemein gebräuchlich geworden zu sein. Man erklärt ihn als eine Zusammenziehung von »Glück schließe sich dir auf!«, im Gegensatz zu: »Glück schließe sich dir zu!« (aus Mayers Lexikon 1905)


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