StartFeature"Bloß keine Tochter!" - Frauenmangel als der Folge der Geburtenkontrolle

„Bloß keine Tochter!“ – Frauenmangel als der Folge der Geburtenkontrolle

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In vielen Ländern der Erde herrscht Frauenmangel. Das ist eine Entwicklung, die sich in unseren Breitengraden noch nicht herumgesprochen hat. Einerseits, weil es in den meisten europäischen Ländern einen leichten Frauenüberschuss gibt, andererseits, weil die Problematik offensichtlich kein geeignetes Medienthema darstellt. Denn die Verantwortung für diese Entwicklung trägt der Westen. Das behaupten zumindest die in der Schweiz lebende, saarländische Filmautorin und Psychologin Dr. Dorothe Dörholt und ihre Kollegin Antje Christ. In einer Dokumentation, die am 19. Juni um 20.15 Uhr auf ARTE zu sehen ist, haben sie sich den Ursachen und Folgen dieser Tatsache gewidmet.

saarnews: Guten Tag, Frau Dörholt! „Bloß keine Tochter!“ heißt ihre Dokumentation. Der Titel legt nahe, dass der Frauenmangel nicht nur eine rein statistische Größenordnung darstellt. Er impliziert, dass die Entwicklung, die dazu führte, frauenfeindlich motiviert ist. Können Sie das belegen?

Dorothe DörholtDie Verantwortung für den Frauenmangel trägt zum Teil der Westen mit seiner Bevölkerungspolitik. Zu allererst ging es den Initiatoren der Bevölkerungskontrollbewegung darum, die Weltbevölkerung zu reduzieren, geleitet durch die Angst, dass nicht genug da ist, um alle Menschen auf der Welt satt zu bekommen. Statt aber den Konsum der Reichen zu begrenzen, haben sie sich daran gemacht, die Kinderzahl der Armen zu reduzieren. Zuerst haben sie Aufklärungskampagnen organisiert und Verhütungsmittel verteilt. Als die Leute weiterhin viele Kinder bekamen, haben sie gemeinsam mit den Regierungen den Druck erhöht und Belohnungen gezahlt. In Indien und China kam es sogar zu Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen. Dann haben die Bevölkerungskontrolleure aber realisiert, dass die Menschen in den Entwicklungsländern auch deshalb viele Kinder bekommen, weil sie Söhne wollen. Also haben die westlichen Stiftungen zur Bevölkerungskontrolle die Forschung zur Geschlechterbestimmung vor der Geburt vorangetrieben und die gefundene Methode dann an Medizinstudenten in den Entwicklungsländern vermittelt. Parallel haben sie ihren politischen Einfluss in den USA genutzt, um Druck auf die Regierungen der Entwicklungsländer auszuüben, damit diese die Abtreibung legalisieren. So wurde den Menschen eine Möglichkeit gegeben, nur Söhne zu bekommen und Mädchen abzutreiben. Insofern ist es sicherlich Frauenfeindlichkeit auf beiden Seiten, den Entwicklungsländern, in denen seit Jahrhunderten Söhne bevorzugt werden und den Bevölkerungskontrolleuren aus dem Westen, die die Töchter für die Reduktion der Geburtenrate quasi geopfert haben.

saarnews: Nun haben einige Staaten, etwa China, auf die Problematik reagiert. Geschieht dies Ihrer Meinung nach aus volkswirtschaftlichen Gründen oder gibt es eine tatsächliche Einsicht, dass die „Auswahlpraxis“ unethisch ist?

Dorothe Dörholt: Wenn es um die Bevölkerungsreduktion geht, so stand die Ethik in China nicht im Vordergrund. Was der Masse zu Gute kommt, muss der Einzelne leisten, das war bisher eher die Herangehensweise der chinesischen Regierung. So kam es dort zu Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisierungen, immer mit dem Ziel das Bevölkerungswachstum zu drosseln. Chinesischen Bürgern war nur ein Kind erlaubt. Und da es in China keine Altersabsicherung gibt und die Söhne für die Eltern im Alter zuständig sind, ließen Chinesen Mädchen abtreiben und brachten vor allem Söhne auf die Welt. Die chinesische Regierung hat mittlerweile gemerkt, dass das Land langfristig nicht überleben kann, wenn immer weniger Mädchen zur Welt kommen, denn dann fehlen später Ehefrauen und potentielle Mütter. Hinzu kommt, dass die Kriminalitätsrate in China parallel zum Frauenmangel rapide gestiegen ist und die innere Sicherheit des Landes bedroht. Man muss dazu wissen, dass weltweit die meisten Verbrechen von ungebundenen jungen Männern begangen werden. In China gibt es momentan mehr als 30 Millionen Junggesellen, für die es auch keine Hoffnung gibt, je eine Frau zu finden und eine Familie zu gründen. Die chinesische Regierung hat insofern die Notbremse ziehen müssen.

saarnews: Sie kritisieren Hilfsorganisationen wie die Bill and Melinda Gates Foundation, die Verhütungsmittel in Afrika verteilen. Warum?

Dorothe Dörholt: Seit Jahrzehnten ist das Argument der sog. Geburtenkontrolle bzw. Familienplanung, dass Menschen in den Entwicklungsländern arm sind, weil sie zu viele Kinder haben. Es ist umgekehrt: Menschen haben viele Kinder, weil sie arm sind. In Armut bedeuten Kinder Arbeitskräfte und Absicherung für die Eltern im Alter. Man weiß sehr genau, dass das beste Verhütungsmittel die Entwicklung des Landes ist. Das heißt, wenn Menschen Zugang zu Bildung und wirtschaftlicher Sicherheit haben, wollen sie automatisch weniger Kinder. Jedes industrialisierte Land ist ein Beweis dafür. Auch in Deutschland gab es im 19 Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Armut noch ein Thema war, viele kinderreiche Familien. Aber anstatt den Großteil ihres Geldes in die Entwicklung der Empfängerländer zu stecken, werden Verhütungsmittel und Sterilisationskampagnen von solchen Hilfsorganisationen, sogar auch vom UN Bevölkerungsfonds, finanziert. Natürlich ist es diesen Organisationen zu verdanken, dass Frauen in Entwicklungsländern Zugang zu Verhütungsmitteln und Abtreibung bekommen. Aber was wir kritisieren ist die Tatsache, dass die Frauen nicht die freie Wahl haben. Man muss Menschen nicht überreden Verhütungsmittel zu benutzen, wenn die Lebensbedingungen stimmen. Es hat auch nichts mit Wahlfreiheit zu tun, wenn ich einer Frau, die in bitterer Armut lebt, Geld dafür anbiete, dass sie sich sterilisieren lässt. Und es ist m.E. unmoralisch, wenn ich Eltern dazu überrede, weniger Kinder zu bekommen, obwohl diese ihre Altersabsicherung bedeuten, und ich ihnen keine Alternative anbiete.

saarnews: Vielen Dank für das Gespräch. 

Die Dokumentation läuft am Dienstag, um 20.15 Uhr auf ARTE. Danach wird sie bis zum 26. Juni in der ARTE-Mediathek zu sehen sein.

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