StartKommentareKrämer: Frankreichstrategie braucht Engagement und Optimismus statt Verzagtheit

Krämer: Frankreichstrategie braucht Engagement und Optimismus statt Verzagtheit

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Die Frage ob „Mehrsprachigkeit realistisch erreichbar ist“, ist irreführend

Christine Streichert-Clivot und Petra Berg äußerten sich skeptisch, ob das Ziel der Frankreichstrategie, innerhalb einer Generation das Land mehrsprachig zu machen, realistisch sei. Die Skepsis beruht allerdings auf einem Irrtum: Es gibt keinen festgelegten Punkt, an dem Mehrsprachigkeit als ‚erreicht‘ gelten kann. Menschen können auf verschiedenste Weise mehrsprachig sein und es gibt dafür kein absolutes Maß. Demnach lässt sich auch nicht überprüfen, ob das Ziel realistisch oder vollendet ist. An die Stelle des Ob sollte das Wie treten.

Die Äußerungen der beiden SPD-Politikerinnen führen in der Debatte nicht weiter; sie setzen höchstens einen entmutigenden Grundton. Die Opposition hat diesen Grundton in der Landespressekonferenz ebenfalls aufgegriffen. Die wichtigere Frage gerät aus dem Blick: Wie sollen die konkreten Ziele der Frankreichstrategie erreicht werden? Einzelne Komponenten der Strategie können sehr wohl bemessen und beurteilt werden; es können Vor- und Nachteile und etwaige Bedenken sachlich abgewogen werden. Hier muss die Landesregierung ansetzen, um ein positives, ermutigendes und zielgerichtetes Bild der Frankreichstrategie zu zeichnen. Die breite Unterstützung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sollte die Landesregierung sich stärker zum Antrieb nehmen.

Dazu braucht es neue Ideen und Vorschläge mit klaren Zielmarken für die Bildung und weitere Bereiche der Sprachpolitik, etwa auf Basis des gelungenen aktuellen Sprachenkonzepts aus dem Bildungsministerium. Es reicht nicht aus, auf das bisher Erreichte z.B. bei mehrsprachigen Kindergärten und Grundschulen hinzuweisen.

Bereits im Jahr 2017 hatte sich gezeigt, dass die Menschen im Saarland sich mehr Beteiligung an der Gestaltung der Frankreichstrategie wünschen. Die Landesregierung hatte daraufhin angekündigt, stärker den Dialog zu suchen. Eine breite gesellschaftliche Debatte über einzelne, konkrete Vorhaben im Rahmen der Frankreichstrategie bleibt weiterhin aus. Die jetzt aufgeflammte Frage der generellen Realisierbarkeit bleibt erneut hinter dem Diskussionsbedarf zur Sachpolitik im Rahmen der Frankreichstrategie zurück. Stattdessen wiederholen sich verkürzte Argumente etwa zur Rolle des Englischen oder zum Deutschen in Lothringen.

Besonders die Forderung von Petra Berg nach mehr Bemühungen in Frankreich ist in diesem Zusammenhang nicht hilfreich. Anstelle von Ansprüchen an die Nachbarn sollte die eigene Verantwortung der saarländischen Politik im Mittelpunkt stehen.

Finanzierung der Frankreichstrategie

Konkretes Engagement braucht ein konkretes Budget

Alle Beteiligten aus SPD und Opposition unterstrichen in den jüngsten Äußerungen, dass die Frankreichstrategie nur mit einer ausreichenden, eigenen Finanzierung umsetzbar ist. Diese Einschätzung ist korrekt, und sie richtet sich in erster Linie an den Koalitionspartner CDU: Finanz- und Europaminister Peter Strobel und Ministerpräsident Tobias Hans bleiben bei der Umsetzung der Frankreichstrategie bislang zu passiv. Auch vonseiten der CDU ist ein verstärktes Engagement notwendig, damit die Frankreichstrategie als parteienübergreifendes Projekt und als langfristiges Ziel der gesamten saarländischen Gesellschaft erfolgreich sein kann.

Alle Beteiligten, insbesondere in der Landesregierung, sind aufgerufen, weiter mit Schwung und Optimismus an der Strategie zu arbeiten.

Hintergrundinformationen

Dr. Philipp Krämer ist Sprachwissenschaftler; er vertritt den Lehrstuhl für Sprachgebrauch und Sprachvergleich an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Er stammt aus Homburg/Saar, lebt in Berlin und studierte an der FU Berlin und am Institut d’Études Politiques in Straßburg französische Sprach- und Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft und Europarecht.

Er promovierte in französischer Sprachwissenschaft und beschäftigt sich in seiner Forschung u.a. mit Sprachpolitik und Mehrsprachigkeit, Spracheinstellungen und der sozialen Bedeutung von Sprachen etwa im Rahmen von Migration oder Kolonialismus. Regionale Schwerpunkte sind der Raum Saar-Lor-Lux und die Benelux-Region, aber auch französische Überseegebiete und kreolophone Gesellschaften.


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