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Café Thomé: Der Kreis schließt sich

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Lilli und Otto Thomé sitzen gleich hinter der Eingangstür vor dem Buffet Ihres Lokals, das seit dem vergangenen September von Brigitte Hermann betrieben wird. „Das, was zählt, ist die Gastfreundlichkeit!“ sagt Otto Thomé mit Überzeugung. „Und deshalb kommen so viele Leute hier her. Sie fühlen sich einfach wohl.“ So wie früher. Denn viele seiner Gäste, die damals an diesem oder jenem Tisch ihren Stammplatz hatten, finden nun wieder zurück ins Café Thomé und besetzen einen neuen Stammplatz.  Andere haben in den sechziger Jahren in diesen Räumlichkeiten ihren Lebenspartner gefunden, ihn zwischenzeitlich durch Krankheit oder Tod verloren und treffen nun im Café Thomé einen neuen Menschen, dem es ganz genauso ergangen ist – ein spätes Glück, mit dem sie gar nicht mehr gerechnet hätten. Mancher Kreis schließt sich im Café Thomé.

Begonnen hat alles im Jahr 1860, als das Gebäude in der Marienstraße erbaut wurde. Es stand übrigens nicht wie heute in einer Häuserflucht mit den umgebenden Gebäuden, sondern ragte einige Meter hervor. Das machte sich später bei der Verlegung eines neuen Kanals bemerkbar, als die Bauarbeiter plötzlich im Keller des Anwesens standen, der nicht 1931/32 zurückgebaut worden war und noch immer bis unter die Straße reicht. Den Rückbau hatte Otto Thomé senior veranlasst. Er hatte das Haus 1930 von einem jüdischen Mitbürger namens Levi gekauft, der darin einen Schuhladen betrieben hatte. Thomé senior war Konditor, seine Frau betrieb das Geschäft. Deren Bruder war Metzger, so dass man das Haus aufteilte: rechts die Konditorei und links die Metzgerei. Der Vater hatte von 1932 an einen Pralinenproduktion gestartet, die viel Anklang fand. Aber mit Beginn des Krieges wurden die Geschäfte schlechter und 1942 musste vorübergehend geschlossen werden.

Otto Thomé wurde 1934 geboren. Nach dem Krieg fehlte zunächst das Material, um den Betrieb weiter zu führen, aber schon 1948 ging es weiter. Thomé absolvierte eine Lehre als Konditor im elterlichen Betrieb und ging als 22-Jähriger nach Wolfenbüttel in die dortige Meisterschule, die als besonders fortschrittlich galt. Dort erwarb er 1956 den Meistertitel und ging zurück nach Quierschied. Es folgte das Schicksalsjahr 1957. „Mein Vater war krank geworden. Der Krieg hatte doch seine Spuren hinterlassen und so übernahmen meine Frau und ich den Betrieb.“ Seine Frau? „Ja, verliebt hatten wir uns schon vorher. 1957 haben wir uns im Frühjahr verlobt, im September geheiratet und im Oktober das Geschäft übernommen.“ bestätigt Lilli Thomé.

Das Ehepaar Thomé macht keine halben Sachen. Und so gingen sie direkt an die Modernisierung der Backstube und nahmen bald das nächste Projekt ins Visier: Den Grinzingkeller, der im Souterrain eingerichtet wurde. „Darauf werde ich noch heute ab und zu angesprochen.“ schmunzelt Otto Thomé. Das besondere daran war, dass in dem mit viel Liebe dekorierten Weinkeller Produkte aus Österreich, Ungarn, Südtirol und Jugoslawien angeboten wurden. Hinzu kam der Flair der Wiener Gemütlichkeit, der beispielsweise durch original importierte Weinheber verstärkt wurde. „Das war ein absolutes Novum in der Region.“

Der Erfolg beflügelte das Unternehmerpaar zu neuen Taten: Bald wurde eine Terrasse mit Grünanlage angelegt. Hinzu kam die Tiegelhütte, die mit Glasmacherpfeifen und Stahlelementen aus Quierschieder Herstellung dekoriert wurde. Das Material dafür besorgte sich Otto Thomé auf nicht immer konventionelle Art: „Wenn zu mir beispielsweise einer sagte: Glasmacherpfeifen haben wir schon. Nur wurden die als Stahlarmierung in den Zaunpfosten eingebaut. Dann habe ich ihm angeboten, einen neuen Pfosten dort hinzu stellen und die Glasmacherpfeife für unsere Tiegelhütte zu nehmen.“ Heute findet man übrigens viele dieser von Otto Thomé  geretteten Objekte im Quierschieder Heimatmuseum.

Anfang der 60er Jahre schwappte die Tanzmusikwelle von Amerika über Frankreich ins Saarland. Schon der Vater von Otto Thomé hatte zur Unterhaltung seiner Gäste eine Musikbox aufgestellt, ein ganz frühes Modell, bei dem die Kunden die Platten noch selbst auflegen mussten. Später realisierte Otto Thomé die Idee, regelmäßig Kapellen auftreten lassen, damit die Jugendlichen zu ihrem Tanzvergnügen kamen. „Die erste Kapelle – das waren drei Mann aus Quierschied. Die mussten mit einem Mikrophon und der Musikbox als Verstärkung zurechtkommen.“ erinnert sich Otto Thomé lächelnd. Bald erschienen die ersten farbigen Leuchtstoffröhren und Quarzlampen und die Thomés integrierten viele Neuerungen in ihr Tanzcafé, das nun mehr und mehr an Popularität gewann. Die Quarzlampen hatten übrigens nicht nur die Funktion, dass sie weiße Kleidung grell erleuchteten. „Auf einmal hatte der ein oder andere schwarze Zahnlücken im Licht der Quarzlampen!“ Das führte dazu, dass der örtliche Zahnarzt auf einmal Hochkonjunktur hatte. „Er kam dann regelmäßig vorbei und hat sein Material unter unseren Quarzlampen getestet…“

Das Karl-Heinz Kessler Quartett entwickelte sich zur Hausband des Café Thomé, das bald auch Sonntags Nachmittags Tanzmusik für die jüngeren Semester anbot. Der Bassist dieses Quartetts, Lilli Thomés Kousin Fred Wagner, war ein witziger, schlagfertiger Mann mit Bühnenerfahrung. Er sollte der erste Diskjockey, der 1969 eingeweihten Diskothek „Dominic“ werden, die ihren Namen von ihren im gleichen Jahr geborenen Sohn erhielt. Jetzt ging, wie man heute sagen würde, endgültig der Punk ab, auch wenn der Bandleader des Karl-Heinz Kessler Quartetts vorhersagte, mit dieser „Dosenmusik“ würden die Thomés nicht einmal ein halbes Jahr durchhalten.

Irrtum! Wieder hatte Otto Thomé einen entscheidenden Einfall: Er fuhr mit Fred Wagner auf den Halberg zum SR und sprach mit den damaligen Radiogrößen Manfred Sexauer, Otto Deppe, Martin Arnhold und Axel Bucholz. Die waren zu der Zeit große Radiostars, aber kein Mensch wußte, wie sie aussehen. Thomé und Wagner boten ihnen in ihrer Diskothek nun eine Plattform, ihre Popularität zu vergrößern, was nicht nur die Moderatoren, sondern auch das Publikum wie ausgehungert annahm. Die Folge war ein riesiges Aufgebot an Stars, das nun regelmäßig im Café Thomé und der Diskothek verkehrte. Es wurden ständig Livesendungen aus der Quierschieder Marienstraße in alle Welt gefunkt, die via Mittelwelle noch Saarländer in ihrem portugiesischen Urlaubsort hören konnten.

Spaß hatten sie, die Thomés, in dieser Zeit. Beispielsweise als man mit Tony Marshall eine „Western Night“ verabredet hatte. „Tony sollte in Westernmontur mit einem Pferd, klampfespielend in die Diskothek reiten und dann dort auf der entsprechend hergerichteten Bühne singen. Das umgebende Publikum war als Indianer, Trapper und Squaws verkleidet. Doch als Tony mit dem Pferd vor dem Eingang stand, wollte Otto Thomé ihm die Gitarre hochreichen und kam dabei an eine Saite. Das Pferd drehte durch und jagte mit Tony Marshall auf dem Rücken, verfolgt von 200 Indianern die Marienstraße hoch. „Gottseidank konnte Tony gut reiten und bekam das Pferd dann an der Kreuzung in Zaum.“

Viele weitere Gäste kennt man noch heute: Udo Jürgens, Marianne Rosenberg, Peter Maffay, Jürgen Marcus, Gilbert Bécaud. Die Liste ist fast unbegrenzt lang. Schaut man das Gästebuch durch, merkt man die Verbundenheit der Künstlerinnen und Künstler mit dem Quierschieder Paar. Ganz rührende Einträge oder Postkarten beispielsweise von Udo Jürgens drücken eine tiefe Freundschaft aus und man meint, die Atmosphäre im Café Thomé dieser Zeit erfassen zu können.

Irgendwann war Schluss mit der Diskowelle und das Ehepaar Thomé übergab die Räumlichkeiten an die nachfolgende Generation. Die Tochter führte das Geschäft bis 1989. Dann folgte Pächter und irgendwann kam der Schlecker-Markt, der bis vor etwa vier Jahren hier zu finden war. Das Souterrain wurde bald nur noch für Events genutzt. Das hat sich geändert. Denn mit der neuen Inhaberin Brigitte Herrmann und ihrer Familie gibt es nun nicht mehr nur einen Eventbereich, sondern seit dem 13. September vergangenen Jahres auch wieder ein Café.

Das Ganze kam fast zufällig zustande, oder – wie Brigitte Herrmann es sagen würde: „Ich habe einfach Glück gehabt!“. Die gelernte Fachfrau im Hotel- und Gaststättengewerbe hat ihr ganzes Berufsleben in der Gastronomie gearbeitet und wollte einfach etwas ganz Anderes machen als zuvor. Deshalb hat sie in Ihrer Familie diejenigen angesprochen, von denen Sie annahm, dass sie ihr Vorhaben unterstützen würden und die waren auch alle gleich dabei. Denn Ziel war nicht eine neue Arbeitsstelle für sich zu finden, sondern etwas in der Gemeinschaft aufzubauen. „Wir haben uns ganz viele Lokale angesehen. Ein Hotel in Eschringen, Lokale im Saarbrücker Almet, in Dreisbach an der Saarschleife.“ Aber das richtige war nicht dabei, denn „ich habe einen markanten Punkt gesucht im Saarland, etwas Besonders, was man nicht an jeder Ecke findet.“

Und dann hat sie gehört, dass das Café Thomé zu vermieten ist. Da hat es Klick gemacht. Erinnerungen an Radiosendungen mit Manfred Sexauer, der in ihrer Kindheit um die Ecke am Güdinger Berg gewohnt hat tauchten auf. Und dann fuhr sie nach Quierschied und sah das Gebäude, an dem ein Transparent mit der Aufschrift Rosengarten hing. „Ich hatte mir schon immer gewünscht, wenn ich einen Laden finde, der noch keinen Namen trägt, ihn Rosengarten zu nennen.“ Der Laden gefiel ihr und nach einigen Events wurde der Entschluss gefasst, hier im Café Thomé einzusteigen. Zuerst nur mit Wochenendveranstaltungen wie der „Ladies Night“, „Apr`s Ski Party“ oder „70er Jahre Party“. „Und dann haben wir den oberen Bereich dazu genommen, um das Café einzurichten.“

Sandra und Brigitte Herrmann: Die Familie unterstützt....

Foto: Sandra und Brigitte Herrmann: Die Familie unterstützt….

Das war eine Riesenarbeit, die sich insgesamt über ein Jahr hinzog. Aber mit Hilfe der Familie wurde nach und nach alles so aufgebaut, wie wir es nun im Café Thomé vorfinden. „Ohne meine Familienmitglieder, die hier von Anfang an dabei sein, hätte ich das nicht geschafft.“ sagt Brigitte Herrmann. Und genau darum geht es: „Wenn man in der Gastronomie arbeitet, dann arbeitet man nach Vorschrift, diskret, zurückhaltend. Man spricht nicht mit dem Gast. Genau das Gegenteil davon wollten wir. Wir lachen mit den Leuten, kennen Ihre Geschichten und vermitteln ihnen das Gefühl, dass sie hier willkommen sind. Wir setzen eben andere Prioritäten.“

Und das kommt an. Bei den Älteren, wie bei den Jüngeren. Das hat die genannten Gründe, aber es kommt hinzu, dass auch die Qualität der Produkte überzeugt die hier aufgetischt werden. „Es ist alles frisch!“. Der Kuchen, die Wurst für das Frühstück, die Brötchen. Alles. Und die Gäste sind überzeugt.

Nicht nur die. Auch die Vermieter, Lilli und Otto Thomé, sind gerne hier und sehr froh darüber, wie sich das Café Thomé unter der Führung von Brigitte Herrmann wieder zu einem Mittelpunkt in Quierschied entwickelt hat. Es ist ein bisschen so wie früher, als sie selbst hier angefangen haben. Ein Kreis schließt sich.

Seit Anfang 2016 findet freitags und samstags abends ab 20 Uhr die Ü40 Party im Café Thomé statt. Hier wird ein musikalisch vielfältiges Programm angeboten. Für jeden ist etwas dabei. Also nicht verpassen!

Und: Immer wieder Sonntags gibt es den Tanztee ab 15 Uhr.

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Kontakt:

TANZ – CAFÉ  THOMÉ
Marienstraße 16
66287  Quierschied
Telefon: 06897 7290920

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