St. Ingbert. Aus einer Initiative des Stadtrates heraus wurde durch die Stadtverwaltung vor zwei Jahren auf dem Waldfriedhof ein eigenes Grabfeld für Sternenkinder angelegt. Über dessen Gestaltung hat die Friedhofskommission des Ortsrates St. Ingbert-Mitte vor kurzem beraten.
Als Sternenkinder bezeichnet man Kinder, die während der Schwangerschaft sowie während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Für die Eltern sind solche Erlebnisse zumeist traumatisch; wenngleich das Thema lange Zeit gesellschaftlich tabuisiert wurde. Dies gilt insbesondere für „Fehlgeburten“, für die es im Saarland keine Bestattungspflicht gibt. Erst wenn das Kind mindestens 500 Gramm wiegt oder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht wurde, definiert das saarländische Bestattungsgesetz das Kind als „menschliche Leiche“ und es wird somit von einer „Totgeburt“ gesprochen. Mittlerweile ist ein gesellschaftliches Umdenken erfolgt. Während es früher üblich war, den toten Körper des Kindes nach der Geburt aus dem Blickfeld der Angehörigen zu schaffen, damit werdende „Muttergefühle“ unterbunden werden, ist eine Beerdigung unter Beteiligung der Eltern möglich. So können sich Eltern würdig von ihrem toten Kind verabschieden; ein wichtiger Schritt der Trauer auf dem Weg der Verarbeitung.
Dass St. Ingbert seit vielen Jahren die Bestattung von Sternenkinder in bereits bestehenden Gräbern von Familienmitgliedern gestattet und damit immer möglichst pragmatisch im Sinne der Angehörigen handelt, erläuterte der Leiter der Abteilung Stadtgrün und Friedhofswesen, Christian Lambert, den Mitgliedern der Friedhofskommission des Ortsrates St. Ingbert-Mitte anlässlich einer Begehung auf dem Waldfriedhof. Das noch relativ neue Gemeinschaftsgrab solle den trauernden Eltern die Möglichkeit bieten, wohnortnah – also in St. Ingbert – in Ergänzung den größeren Grabfeldern im Umfeld der Geburtenkliniken (also z.B. in Saarbrücken, Homburg und Neunkirchen) einen festen Erinnerungsort zu haben. Friedhofsmeister Andreas de Groot verwies auf den noch eher provisorischen Charakter des kreisförmigen und mit Granitsteinen umfassten Grabfeldes und brachte die Möglichkeit eines farblich passenden hellen Steines in der Mitte der Fläche ins Gespräch. Die Mitglieder der Friedhofskommission mit dessen Vorsitzenden Dominik Schmoll und Ortsvorsteherin Irene Kaiser waren sich einig, dass der Stein von allen Seiten her als das zu erkennen ist, was es sein soll: Ein würdiger Gedenkort. Hierzu sollen nun verschiedene Steinmetze eingeladen werden, dem Ortsrat einen Entwurf einzureichen. Über die Vergabe soll dann möglichst nach der Sommerpause im September entschieden werden. Zwischen den Gräbern und dem Stein soll noch eine ringförmige Bepflanzung entstehen, die von den Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung gepflegt wird. Als wichtigen Teil der Trauerarbeit soll Eltern aber die Möglichkeit gegeben werden, den Bereich unmittelbar über dem eigentlichen Grab ihres Kindes individuell zu gestalten; ein Wunsch, der auch vom Verein Sterneneltern Saarland e.V. auf Anfrager vorab in die Beratungen gegeben wurde. Um trotz des Charakters der Gemeinschaftsgrabstätte auf die individuellen Schicksale und Erinnerungen hinzuweisen, soll auf den Granitsteinen in der Umfassung die Möglichkeit geschaffen werden, den jeweiligen Namen und das Todesdatum auf einer Plakette einzugravieren. Die Stadtverwaltung, von der auch Pia Hoffmann vom Friedhofsamt und Christoph Anstadt als Leiter des zuständigen Geschäftsbereichs (Städtischer Betriebshof, Stadtgrün und Friedhofswesen) zugegen waren, betonte des Weiteren in ihren Ausführungen, dass man von den Eltern toter Kinder bis zum Alter von 18 Jahren keinerlei Gebühren erhebe.
Auf dem weiteren Rundgang wurde zudem deutlich, dass sich das Bestattungswesen von Grund auf wandelt: Die klassischen Erdgräber werden immer seltener neu belegt, wodurch sich in der Fläche große Lücken ergeben. Stattdessen werden durch die sich verändernde Nachfrage zunehmend Urnengrabfelder und Urnenwände neu angelegt, doch auch Baumbestattungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Als Fazit lobten die Ortsratsmitglieder die Arbeit des Teams um Geschäftsbereichsleiter Anstadt, Abteilungsleiter Lambert und Friedhofsmeister de Groot: Der Waldfriedhof sei von seinem parkartigen Erscheinungsbild sehr gepflegt und lade auch zum Verweilen ein.