Falsche Uhrzeit: Gegen 19:11 Uhr verkündete Präsident Hartmut Ostermann das Ergebnis der Abstimmung über die von der „Zukunft Blau-Schwarz“. Acht Minuten zu spät, denn 19:03 wäre natürlich der perfekte Startpunkt für die neue Vereinsverfassung gewesen. Das war aber sicherlich der einzige Teil der „ZBS“- Choreographie, der knapp daneben ging.
Ansonsten klappte alles: Eine kurzweilige, aber umfassende Darstellung der künftigen Struktur, auch im Gegensatz zur existierenden. Klare, prompte und passende Antworten während der Aussprache und ein unter „Saarbrücken, Saarbrücken“-Rufen gefeiertes Ergebnis: 91,94 Prozent, eine Wucht!
Der Gegensatz zur Zeit vor 19:11 Uhr war schon während der Präsentation augenscheinlich zu Tage getreten. Links, aus Sicht des Publikums, die Jungen, rechts die Alten. Von Letzteren ließ nur Schatzmeister Dieter Weller Kampfbereitschaft erkennen. Aus dem näheren Bereich von Hartmut Ostermann war schon zuvor die Devise ausgegangen: Die Mitglieder sollen ohne Beeinflussung der Vereinsspitze frei entscheiden. Der Präsident verhielt sich dementsprechend vollkommen neutral.
Durch dieses Ergebnis verändern sich aber nicht nur die Gewichte innerhalb des Vereins, sondern auch die Verantwortlichkeiten. Das Präsidium Ostermann wurde gestern abgewählt und kann nur noch bis zur Übernahme eines hauptamtlichen Vorstandes im Amt bleiben. Wie gestern angekündigt, wird die Initiative Blau-Schwarz umgehend die Unterlagen zur Einreichung der neuen Satzung an die Vereinsführung übermitteln, damit diese sie ans Amtsgericht zur Eintragung weitergibt, denn erst dann tritt sie in Kraft.
Entscheidend für die weitere Entwicklung des Vereins wird aber die künftige Zusammensetzung des Aufsichtsrates sein, der in der nächsten, regulären Mitgliederversammlung gewählt wird. Hier gibt es bereits Vorstellungen, bei der die Einbindung von Hartmut Ostermann natürlich eine Rolle spielt. Dies könnte innerhalb des neuen Satzungsgebildes eigentlich nur über den Aufsichtsrat gelingen. Neben einem Fanvertreter und dem bisherigen Präsidenten müssten in diesem Fall also noch fünf Positionen besetzt werden. Vom aktuellen Aufsichtsrat kommen wohl nur Meiko Palm und der auf der Ostermann Seite stark umstrittene Oliver Strauch in Frage. Michael Haubrich und AR-Chef Aron Zimmer hätten sich durch die Preisgabe streng vertraulicher Vereinsinformationen aus dem Kontrollgremium „selbst ins Aus geschossen“. Dieter Weller und Salvo Pitino haben ebenfalls keine „Zukunft Blau-Schwarz“.
Es gibt weitere Kandidaten, mit denen sehr kurzfristig gesprochen werden soll. Auch für die anderen Positionen, die zu vergeben sind, Präsident und Vizepräsident. Auch der Ehrenrat soll neu besetzt werden. Hier könnte sich allerdings ein Fehler der gestrigen Sitzung auswirken, der geheilt werden müsste. Wie Bernd Gauer angemerkt hatte, ist nach der aktuellen Satzung der Ehrenrat nicht mehr wie früher durch das Präsidium zu berufen, sondern muss von den Mitgliedern gewählt werden. Das hätte gestern oder während einer weiteren Außerordentlichen Mitgliederversammlung in Sachen Ausgliederung geschehen können. Diese wird unserer Informationen nach nun aber nicht kommen, denn die 90 Prozent, die gestern für eine neue Satzung entschieden haben, werden nicht im November für eine Aufgabe dieser Verfassung stimmen. Da der Ehrenrat gemäß Satzung die Kandidaten für den Ehrenrat prüft und vorschlägt, muss in dieser Sache eine juristisch korrekte Lösung gefunden werden.
Aber Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ heißt eine viel zitierte Zeile aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“, die man sicher auch auf die gegenwärtige Situation beim 1. FC Saarbrücken übertragen kann. Der Neuanfang hat begonnen und alle Blau-Schwarzen sind aufgerufen, ihn zu unterstützen. Wenn die gestern demonstrierte Gemeinsamkeit das Zukunftsbild des FCS prägen wird, dann muss keinem bange um den größten Fußballclub des Saarlands sein.
