Vor 12.675 Zuschauern verlor der 1. FC Saarbrücken sein Heimspiel gegen den SC Verl mit 2:4. Verdientermaßen, denn die Elf von Alois Schwartz zeigte besonders in der ersten Halbzeit eine bodenlose Leistung. Damit rücken die Westfalen ganz dicht an den Aufstiegsapiranten aus dem Saarland ran.
Alois Schwartz und sein Trainerteam hatten sich im Vorfeld sehr intensiv mit dem Gegner aus Westfalen befasst und entsprechende Konsequenzen gezogen. Er stellte das Team um, brachte Tim Civeja für Rodney Elongo-Yombo und – erwartungsgemäß – Calogero Rizzuto für Maurice Multhaup:
Menzel – Wilhelm, Sonnenberg, Bichsel – Rizzuto, Rabihic, Kamara, Civeja, Schumacher – Pick, Brünker

Bereits in der 7. Spielminute gingen die Gäste aus Verl in Führung: Ausgerechnet der ehemalige Jugendspieler des 1. FC Saarbrücken lochte nach einem präzisen Pass von Berkan Taz ein. Ein bescheidener Auftakt für den FCS. Die Mannschaft von Alois Schwartz tat sich enorm schwer, das Pressing der Roten zu überspielen. Eine erste Antwort gab Kai Brünker nach schöner Vorarbeit des nach seiner Rotsperre ins Team zurückgekehrten Calogero Rizzuto in der 12. Minute. Leider verfehlte sein Kopfball knapp den Kasten von Philipp Schulze. Dafür traf Kasim Rabihic zwei Minuten später aus gut 20 Metern. Sein Schuss war von Kijewski abgefälscht worden, so dass er Torhüter Schulze auf dem falschen Fuß erwischte. Großer Jubel im Ludwigspark!

Doch die Verler konnten schnell nachlegen. Erneut war es Arweiler, der nach einem schweren Abspielfehler von Sonnenberg für die Verler einnetzen konnte. Die Vorlage dazu hatte wieder Taz gegeben. Das Duo stellte die Abwehr des 1. FC Saarbrücken vor scheinbar unlösbare Aufgaben. In der 26. Minute gab es nach einer Ecke tumultartige Szenen im blau-schwarzen Strafraum. Die Überforderung stand den Abwehrspielern des 1. FC Saarbrücken ins Gesicht geschrieben. Zwar konnten sie sich in den Folgeminuten etwas aus dem Griff der Verler Angriffsmaschine lösen, doch viele Ballgewinne im Mittelfeld wurden durch nötige und überhastete Abspielfehler zunichte gemacht. In der 45. Minute gatte Fynn Otto sogar das dritte Tor für den Sportclub auf dem Fuß. Trotz des Ehrentreffers erinnerte die erste Halbzeit an die dunkelsten Stunden der bisherigen Saison, etwa den Saisonauftakt in Cottbus, wo die Mannschaft ebenfalls völlig untergegangen war.

Schwartz reagierte auf die unterirdische Leistung, brachte Elongo-Yombo und Caliskaner für Civeja und Schumacher während Tobias Strobl auf Verler Seite Julian Stark gegen Yari Otto tauschte. Am Spiel änderte das zunächst nichts. Verl griff an. Saarbrücken stand neben sich. Berkan Taz wurde in der 54. Minute in beispielhafter Weise freigespielt, drang in den Strafraum der Saarländer ein und zog ab. 1:3! Leistungsgerecht… Wenig später legte Arweiler gekonnt auf Taz ab, der seinen Gegenspieler alt aussehen ließ und Phillip Menzel zu einer überragenden Parade zwang. Es schien fast, als habe sich die Mannschaft aufgegeben.
Doch in der 58. Minute konnte Kaan Caliskaner nach dem ersten ansehnlichen Angriff der Saarbrücker auf 2:3 verkürzen. Plötzlich wurde die Mannschaft wach. Das merkte auch Tobias Strobl an der Seitenlinie und wechselte Youngster Alessio Besio für den doppelten Torschützen Jonas Arweiler ein. Auf Seiten der Saarländer setzte Rodney Elongo-Yombo wertvolle Impulse. Das Spiel entwickele sich ab der 70. Minute zu einem offenen Schlagabtausch. Saarbrücken kam endlich einmal in eine Druckphase. Doch in der 77. Minute zeigte sich die linke Abwehrhälfte der Saarländer wieder überfordert. Leichtes Spiel für Timur Gayret, den ehemaligen Hallenser, der ungehindert zum 2:4 traf.
Das Trainerteam setzte nun alles auf eine Karte: Pick und Rabihic raus, Neudecker und Baumann rein. Auch Verl reagierte, Eze und Taz gingen, Onuoho und Wessig kamen. Besser wurde dadurch nichts. Luca Wollschläger ersetzte kurz vor dem regulären Schluss Kai Brünker. Bemerkenswert: Domink Baumann, der kaum mehr als 10 Minuten zum Einsatz kam, wurde von den Zuschauern zu „Man of the Match“ gewählt.
Trainerstimmen nach dem Spiel:
Tobias Strobl (Trainer SC Verl): Stolz auf dominante Leistung und Entwicklung
Der Verler Coach zeigte sich hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft:
„Wir kommen heute extrem gut in das Spiel rein, und das habe ich mir für die Jungs gewünscht, weil wir seit Dienstag eine unfassbare Qualität auf dem Platz hatten – vor allem im Ballbesitz.“
Sein Team habe das frühe 1:0 verdient herausgespielt und danach „eine brutal dominante erste Halbzeit mit großer Ballsicherheit“ gezeigt. Strobl lobte insbesondere die Reaktion nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich:
„Nach dem 1:1 haben sie sich gegen den Ball wieder total gefangen. Wir haben verdient das 2:1 gemacht, hätten auch das 3:1 vor der Pause erzielen können.“
In der Halbzeit sei der Fokus auf Mut und Stabilität gelegt worden:
„Wir wollten bei uns bleiben, extrem mutig und kompakt agieren.“
Besonders freute ihn, dass sein Team nach dem 3:2-Anschlusstreffer des FCS stabil geblieben sei:
„Das war ein riesiger Fortschritt im Vergleich zu den letzten Wochen. Wir haben alles wegverteidigt und verdient gewonnen.“
Alois Schwartz (Trainer 1. FC Saarbrücken): „Wir waren gedanklich nicht auf dem Platz“
Der Saarbrücker Trainer sparte nach der ersten Heimniederlage der Saison nicht mit Selbstkritik:
„Glückwunsch an den SC Verl und Tobias zum verdienten Sieg. Wir sind heute überhaupt nicht ins Spiel gekommen, waren gedanklich immer einen Schritt zu langsam.“
Sein Team habe die Gegentore „fast selbst geschossen“:
„Beim ersten Tor schießen wir zu zweit auf einen Spieler, beim zweiten spielen wir dem Gegner den Ball ohne Not in die Füße.“
Auch die Umstellung zur zweiten Halbzeit brachte nicht die erhoffte Wende:
„Wir wollten eine andere Mannschaft sehen, haben auf Viererkette umgestellt, aber das dritte Tor war wieder zu einfach – wir nehmen den tiefen Lauf nicht auf.“
Nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 habe es zwar eine kurze Druckphase gegeben, „aber dann kriegen wir das 4:2, und letztlich war es verdient.“ Schwartz bilanzierte:
„Es hat mal richtig auf die Fresse gegeben. Jetzt müssen wir das analysieren und in Ingolstadt eine ganz andere Mannschaft sehen.“


















