Manchmal kann eine Strategie auch putzig sein – siehe Frankreichstrategie des Saarlandes. Frei nach Slogan „Großes entsteht immer im Kleinen“ hat das Land einen 26 Seiten „dicken“ – im Rahmen der Strategie geförderten – Sprachführer im Postkarten-Format mit dem Titel „Französisch für alle“ herausgebracht. Dort erfährt man, dass „Bonjour“ mit „Guten Tag“ übersetzt wird und im Nachbarland ein Tempolimit auf Autobahnen von 130 (bei Regen 110) Stundenkilometern gilt – Immerhin!
Bereits 2014 hat sich das Saarland auf die Fahnen geschrieben, die Zusammenarbeit mit den französischen Nachbarn zu vertiefen und die Saarländer davon zu überzeugen, dass sie deren Lebensgefühl verinnerlichen sollen – Frankreichstrategie eben. Inzwischen gibt es bereits die Frankreichstrategie plus, an der eine Expertenkommission fast zwei Jahre arbeitete. 38 Seiten dick ist ihr Bericht.
Doch der Berg kreißte und gebar eine Maus. Selbst bei unseren Kindern ist der Fortschritt eine Schnecke. Die Zahl der Kitas, in denen systematisch Französisch gelehrt wird, steigt zwar, aber erst knapp 100 (von insgesamt 500) sind als Élysée-Kita zertifiziert, bei denen man davon ausgehen kann, dass die Jüngsten die Sprache des Nachbarn nicht nur spielerisch, sondern auch systematisch lernen. Wenn diese Mädchen und Jungen eingeschult werden, ist oft wieder Schluss. Nur in einem Viertel der Grundschulen geht es mit dem französischen Sprachunterricht nahtlos weiter.
Machen wir uns ehrlich. Wenn selbst unsere Kinder und Enkel ohne französischen Esprit aufwachsen, werden auch sie Frankreich später nur mit Einkaufen und Ausflügen verbinden. Wir brauchen grenzüberschreitende Impulse, die die Menschen wirklich näherbringen, beispielsweise bei Bus, Bahn, Gesundheit sowie bei Arbeit und Ausbildung. Wenn Frankreich zum Alltag gehört, klappt es auch mit der Sprache – Mais bien sûr.
