StartPolitikWaldzustand 2020: Saarländischer Wald im Klimastress

Waldzustand 2020: Saarländischer Wald im Klimastress

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Die Jahre 2018, 2019 und 2020 mit extrem heißen und trockenen Sommermonaten haben, mit der einhergehenden Austrocknung der Böden, dem Wald im Saarland mächtig zugesetzt. Die Vitalität der Bäume wurde stark geschwächt, sie wurden anfälliger für Schädlinge. 

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 machen deutlich: Unser Wald befindet sich im Klimastress. Wegen Borkenkäferbefall nach wie vor dramatisch ist die Entwicklung für die Fichte. Aber auch der Zustand der Leitbaumart Buche ist besorgniserregend.

Bei Betrachtung der Schadstufenverteilung über alle Baumarten ist eine weitere Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr eingetreten. 41 % der Bäume (2019 waren es 39 %) haben deutliche Schäden, das heißt, vier von zehn Bäumen sind deutlich geschädigt.

„Ein behutsamer und bedachter Umgang mit den Wäldern sowie die Wiederbepflanzung mit angepassten Baumarten muss in dieser Ausnahmesituation unser Handeln bestimmen“, sagt Umweltminister Reinhold Jost bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes und der forstpolitischen Strategie.  

„Für den Staatswald haben wir uns mit dem ,Masterplan für den saarländischen Wald‘ dazu entschlossen, aus Vorsorgegesichtspunkten nur halb so viele der dickeren Bäume zu ernten, als nach den Regeln naturnaher Bewirtschaftung möglich wäre. So soll das Waldinnenklima stabilisiert werden“, erklärt der Minister.

Zusätzlich will die Landesregierung im Haushalt Vorsorge treffen, dass die Erlöseinbußen und der Mehraufwand für Schadensbeseitigung und Wiederbewaldung im Staatswald nicht mit Mehreinschlägen oder Personalabbau beim SaarForst Landesbetrieb kompensiert werden müssen. Hierfür sollen seitens des Landes in den nächsten beiden Jahren zusätzlich jeweils 5,5 Mio. Euro für das unverschuldete Defizit des SaarForst bereitgestellt werden. Jost: „Wir müssen dem Wald Luft zum Atmen geben.“

Im Staatswald hat sich die durch Borkenkäferbefall entstandene Freifläche auf mittlerweile 460 Hektar erhöht. Auf diesen Fichten-Kalamitätsflächen, aber auch auf den Schadflächen von Buche, Douglasie oder Esche wurde seit letztem Jahr eine systematische Wiederbewaldungsplanung erstellt, die Flächen nach Schadensumfang und waldbaulicher Priorität beurteilt.

Wo immer möglich, hat in den naturnah bewirtschafteten Wäldern die natürliche Sukzession/Naturverjüngung den Vorrang. Nur wo nötig werden Ergänzungspflanzungen in Form von Klumpenpflanzungen mit standortheimischen oder standortgerechten Baumarten auf der Fläche eingebracht. „Als Ergebnis unserer Anstrengungen werden am Ende der laufenden Pflanzperiode, also spätestens Ende März 2021, allein im Staatswald rund 160 Hektar Schadfläche aktiv wiederbewaldet sein“, so Minister Jost.

Bei den Wiederbewaldungsaktivitäten wolle man auch bewusst die Bevölkerung, Vereine und Verbände mitnehmen, so der Minister. Die Aktion Waldhilfe erfreute sich großer Beliebtheit, musste aber wegen Corona-bedingter Kontaktbeschränkungen umorganisiert werden. Eine Variation der Waldhilfeaktion war die Eichelhäher-Aktion des SaarForst. Hier konnten die Bürgerinnen und Bürger an dafür vorgesehenen Eichelsammelstellen in den SaarForst-Revieren die im Wald gesammelten Eicheln ablegen. Von dort aus wurden diese dann von Mitarbeitern des SaarForst an Stellen eingepflanzt, an denen bereits vor Wildverbiss schützende Hordengatter errichtet sind.

Jost: „Unsere Forststrategie wird ständig überprüft und an neue Situationen angepasst werden müssen. Wir werden für die Waldwirtschaft im Klimawandel auch eine neue fachwissenschaftliche Grundlage benötigen. Es geht darum, vielfältige, resiliente Wälder zu entwickeln, die mit den Veränderungen des Klimawandels eher zurechtkommen, sich anpassen oder neu organisieren können. Aus diesem Grund haben sich die Flächen-Bundesländer zusammengeschlossen, um im Rahmen einer auf fünf Jahre angelegten Studie einen Abgleich der vorhandenen waldbaulichen Daten vorzunehmen. Am Ende des Projektes sollen der Praxis Baumartenempfehlungen zur Verfügung stehen, die es ermöglichen werden, Wälder zu entwickeln, die mit den Veränderungen des Klimawandels besser  zurechtkommen.“

Der Zustand der wichtigsten Baumarten in der Übersicht:

Buche:

Die Buche ist im Saarland mit 23 % Flächenanteil die wichtigste Baumart und zugleich Leitbaumart der natürlich vorkommenden Waldgesellschaften.  Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Schadniveau drastisch verschlechtert. Um 32 Prozentpunkte ist der Anteil der deutlichen Schäden (Schadstufe 2-4) angestiegen, von 26 % im Vorjahr auf jetzt 58 %.

Der Anteil an Probebäumen ohne sichtbare Schadmerkmale (Schadstufe 0) hat sich um 8 Prozentpunkte auf 12 Prozent verringert. Die in den letzten drei Jahren in den Sommermonaten aufgetretene Hitze und Trockenheit im Boden stellen eine starke Belastung für die Baumart Buche dar und gelten als ursächlich für das Buchensterben, das begleitet wird von Hitzelaubfall sowie dem vorzeitigen Abfall trockner, aber noch grüner Blätter. Das Schadniveau der Buche erreicht innerhalb der Zeitreihe 1984 bis 2020 – leider – einen Spitzenwert. 

Eiche:

Die Eiche ist mit 21 % Flächenanteil die zweite wichtige Laubbaumart im Saarland. Bei der Baumart Eiche hat sich jedoch der Kronenzustand verbessert. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume ist um 16 Prozentpunkte (von 51 % im Vorjahr auf jetzt 35 %) gesunken. Der Anteil der Bäume ohne sichtbare Schäden hat sich um 4 Prozentpunkte auf 11 % verringert.

Den Eichen setzen regelmäßig Blätter fressende Insekten wie Frostspanner, Eichenwickler, Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner (EPS) zu. Insbesondere beim EPS ist eine Zunahme festzustellen.

Fichte:

Die Fichte hat im Saarland nur noch einen Flächenanteil von 15 %. Auch in diesem Sommer litt sie unter der Hitze, der Trockenheit und dem Borkenkäferbefall. Die Borkenkäfer haben als wärmeliebende Insekten leider die besten Voraussetzungen zur massenhaften Vermehrung, wie auch schon in den Jahren 2018 und 2019. Der Waldzustandsbericht 2020 zeigt weiterhin eine dramatische Entwicklung bei der Baumart Fichte. Der Anteil gesunder Bäume (Schadstufe 0) beträgt nur noch 8 %, 2019 waren es noch 13 %. Gleichzeitig weisen in diesem Jahr rund 55 % der Fichten deutliche Schäden auf – eine Zunahme von 11 Prozentpunkten. Der Zustand der Fichte war innerhalb der Zeitreihe 1984 bis 2020 nie so schlecht, wie in diesem Jahr.

Kiefer:

Die Kiefer hat landesweit einen Anteil von knapp 6 %. Im Vergleich zu Buche, Eiche und Fichte scheint die Kiefer vergleichsweise gut mit den klimatischen Entwicklungen zurechtzukommen. Bei der Kiefer hat sich der Kronenzustand gegenüber dem Vorjahr tendenziell verbessert. Der Anteil der Probebäume mit deutlichen Schäden (Schadstufe 2-4) ist um 6 Prozentpunkte auf aktuell 13 % zurückgegangen. Der Anteil ohne sichtbare Schadmerkmale (Schadstufe 0) liegt wie im Vorjahr bei 36 %.

Sonstige Baumarten: 

Darunter werden Esche, Birke, Lärche, Ahorn und Douglasie und weitere Arten zusammengefasst.  Der Anteil der Bäume beläuft sich landesweit auf 34 %.

2020 ist die Entwicklung der Kronenverlichtung bei den Nebenbaumarten insgesamt günstig verlaufen. Artspezifisch sind jedoch das Schadniveau und auch die Veränderungen der Kronenverlichtung sehr unterschiedlich.

Der Kronenzustand der Douglasie hat sich 2020 nochmals verschlechtert. Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume (Schadstufe 2-4) liegt wie im Vorjahr bei 63 %. Der Anteil stark geschädigter  Bäume (Schadstufe 3-4) ist auf 8 % angestiegen. Das Schadniveau der Douglasie liegt weiterhin auf dem hohen Niveau der Untersuchungsperiode 2012 bis 2019. Mitverantwortlich für den schlechten Kronenzustand der Douglasie ist eine Infektion mit dem Pilz „Rußige Douglasienschütte“ (Phaerocrytopus gaeumannii).

Die Esche leidet stark am Eschentriebsterben, verursacht durch eine Pilzinfektion mit dem „Falschen Weißen Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus). Das Eschentriebsterben tritt landesweit in einem bestandsbedrohendem Maße auf, denn 72 % (im Vorjahr waren es noch 62 %) der erfassten Eschen zeigen Infektionsmerkmale. Auf den Probeflächen konnte festgestellt werden, dass abgestorbene und somit ausgeschiedene Eschen durch andere Baumarten ersetzt werden. Das bedeutet, dass die Eschen zwar immer weniger werden, das Waldgefüge aber (wegen der anderen Baumarten) erhalten bleibt. 

Jost: „Das ist ein Verdienst der naturnahen Waldwirtschaft mit seiner großen Baumartenpalette. Wir haben im saarländischen Wald nicht nur einen besonders hohen Laubbaumanteil von über 70 %, der uns in dieser schwierigen Situation hilft. Bei der Waldzustandserhebung wurden 29 verschiedene Baumarten erfasst, das heißt, wir haben bei den Baumarten eine große Vielfalt und damit auch eine gute Risikostreuung.“

Der Waldzustandsbericht steht zum kostenlosen Bestellen oder Download hier zur Verfügung.

 
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