Die Führungskrise bei den SHG-Kliniken Völklingen spitzt sich weiter zu. Nach massiver Kritik aus dem ärztlichen Bereich fordern nun auch politische Parteien und Verbände personelle Konsequenzen an der Spitze des Klinikverbunds. Im Fokus stehen Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Carolin Lehberger (SPD) sowie Geschäftsführer Professor Oliver Adolph.
Die FDP Saar forderte in einer Pressemitteilung den sofortigen Rücktritt Lehbergers und die Abberufung Adolphs. „Die geschilderten Vorgänge bestätigen das Bild einer völlig verfehlten Unternehmensführung“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Partei, Dr. Helmut Isringhaus. Besonders besorgt zeigte sich die FDP über die möglichen Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Versorgung von Herzinfarktpatienten im Rahmen der deutsch-französischen Mosar-Vereinbarung. Das Herzzentrum Völklingen habe bislang eine Schlüsselrolle in der regionalen Notfallversorgung gespielt – diese sei nun gefährdet.
Auch die Vorsitzende des BSW Saarland, Astrid Schramm, äußerte scharfe Kritik. Sie warf der Aufsichtsratsvorsitzenden vor, ihre Verantwortung nicht wahrgenommen zu haben, nachdem sich über 20 Fach- und Oberärzte hilfesuchend an sie gewandt hatten. „Es wäre eine Katastrophe für die Patienten, wenn es für das Herzzentrum Völklingen keine Zukunft gäbe“, so Schramm.
Kritik an Lehberger und Adolph kommt zudem direkt aus der Ärzteschaft. In einer gemeinsamen Stellungnahme widersprachen die Mediziner der Kardiologie und Angiologie der Darstellung Lehbergers, wonach die Konflikte auf „kleinteilige Themen“ zurückzuführen seien. Vielmehr sei die aktuelle Lage durch „Respektlosigkeit, fehlende Wertschätzung und destruktive Kommunikation“ seitens der Geschäftsführung geprägt. Die Ärzte werfen Lehberger vor, sich ohne Rücksprache mit den Betroffenen öffentlich hinter Adolph gestellt zu haben.
Seit Anfang 2024 seien allein in der Kardiologie zehn Oberärzte zurückgetreten. Ihre Stellen könnten laut Einschätzung der Belegschaft kurzfristig nicht adäquat ersetzt werden. Auch im Pflegebereich bestehe erheblicher Personalbedarf, der zunehmend durch teure Honorarkräfte gedeckt werde. Die Hoffnung auf eine neutrale Vermittlung durch den Aufsichtsrat sei nach einem Interview Lehbergers in der „Saarbrücker Zeitung“ weitgehend zerstört worden.
Unterstützung für die kritischen Stimmen kommt vom Marburger Bund Saarland. Die Ärztegewerkschaft bezeichnete die Aussagen Lehbergers als „erschreckend realitätsfern“ und sprach von einem „Kommunikationsdesaster“. Die Probleme in Völklingen beträfen nicht nur Personalfragen, sondern strukturelle Mängel wie unzureichende Einarbeitung, hohe Arbeitsbelastung und mangelnde Führung.
Auch der Förderverein des Herzzentrums Völklingen forderte einen Kurswechsel: Es brauche dringend einen „echten Dialog“, eine Rückkehr zu einer fachlich orientierten Leitungskultur sowie Gespräche mit bereits gekündigten Beschäftigten, um einen weiteren personellen Aderlass zu verhindern.
Die Krise in Völklingen stellt nach Einschätzung aller Beteiligten nicht nur eine Belastung für das medizinische Personal dar, sondern gefährdet zunehmend die Versorgungsqualität im gesamten Saarland – und darüber hinaus im grenzüberschreitenden Raum. Der Druck auf die SHG-Führung wächst. Ob die geforderten personellen Konsequenzen folgen, ist derzeit offen.