Durch die Coronakrise und den damit verbundenen Lockdowns sind viele Gewerbezweige unter Druck geraten, insbesondere die Gastronomie und der Einzelhandel. In St. Ingbert treten diese Probleme nicht so sehr zu Tage, denn die Leerstände sind im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden sehr gering. Dr. Carsten Meier ist Geschäftsführer für die Bereiche Wirtschaftspolitik und Unternehmensförderung. Er wollte sich auf einem gemeinsamen Rundgang durch die Innenstadt mit Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer, Martina Quirin, Stabsstelle Wirtschaft St. Ingberter Rathaus sowie Alexander Eich und Nico Ganster, beide vom Verein Handel und Gewerbe, vom Stand der Dinge in der Mittelstadt überzeugen.
Los ging es im P43, dem modernen Gebäudekomplex, der wie ein Empfangstor für die Besucher der St. Ingberter Innenstadt wirkt und der Stadt ein neues Gesicht gegeben hat. In dem achtgeschossigen Gebäude haben sich Unternehmen unterschiedlichster Branchen angesiedelt, IT-Dienstleister, ein Fitnessstudio, ein Gastronomiebetrieb und die SV Elversberg. Über die Kaiserstraße ging es dann in Richtung Fußgängerzone. Besondere Aufmerksamkeit wurden dem ehemaligen Woolworth und dem berühmte Café Kraus zuteil, wo der Erzählung nach früher immer die wichtigen Entscheidungen nach den Stadtratssitzungen gefällt wurden.
Das angenehme Sommerwetter hatte am Tag des Rundgangs viele Menschen in die Außenbereiche der Gastronomiebetriebe gelockt. Entsprechend belebt und belebend präsentierte sich die St. Ingberter Flaniermeile, die von wunderbaren Fassaden und historischen Gebäuden gesäumt wird. Den ein oder anderen Leerstand konnte man sehen. Meist waren diese Geschäfte aber so dekoriert, dass dem Passanten keine trostlosen weiße Flächen, sondern hübsch dekorierte Fenster ins Auge fielen. Das frei gewordene Geschäft neben dem Durchgang zum Schmelzer Parkplatz wird in Kürze an Bretzel Fuchs vermietet, andere städtische Einheiten geben Platz für Projekte wie „Biosphären-Art“ wo aus Recycling-Material Kunstwerke entstehen.
Die Ludwigstraße wurde jüngst durch neue Gastrobetriebe deutlich aufgewertet. Entsprechend präsentierte sich auch der Bereich in der Fußgängerzone bereits am Nachmittag stark frequentiert. Das neue Verkehrskonzept, das die Poststraße in eine beruhigte Zone und die Kohlenstraße in beide Richtungen befahrbar werden lässt, wird diese Entwicklung unterstützen, denn der Verkehr der Ludwigsstraße wird künftig „umgedreht“.
Als Abschluss des Rundgang hatten die städtischen Organisatoren den Maxplatz gewählt, wo hoffentlich bald wieder ein Stadtfest eröffnet werden kann.
Hier wurde Fazit gezogen. Und dies fiel außerordentlich positiv aus. St. Ingbert will sich auch den Entwicklungen im Einzelhandel stellen, die durch die Coronakrise nochmals deutlich forciert wurden. „Click & Collect“ heißt das Prinzip, das künftig die Innenstädte beherrscht und den Takt vorgeben wird. Das bedeutet, dass kurze Aufenthaltszeiten geben wird, in denen die Käufer ihre Waren oder ihre Essensbestellung schnell abholen. Das neue Parkplatzkonzept der Stadt St. Ingbert trägt dieser Entwicklung Rechnung. „Ein gutes Leerstandsmanagement ist wichtig, um die Innenstadt lebendig zu erhalten. Denn ein Leerstand erzeugt schnell einen weiteren“ erklärte Dr. Carsten Meier. Dazu müsse man mit allen Beteiligten im Gespräch sein, den Eigentümern, den Anwohnern, und den Mietern. Die IHK könne Städte und Kommunen ganz konkret und individuell beraten.
„Natürlich muss man immer versuchen, sich zu verbessern“ sagte Oberbürgermeister Meyer zum Abschluss. Aber die Ausgangssituation von St. Ingbert ist sicherlich ausgezeichnet.
Fotos: Felix Zimmer
Text: Claus Kuhn
