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„Mein Vater war ein deutscher Soldat“ – Bewegende Lebensgeschichte in der Jugendkirche Elija

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Saarbrücken-St. Johann. Es war ein besonderer Abend in der Jugendkirche Elija: Am 4. Juni lauschten zahlreiche Besucherinnen und Besucher – überwiegend aus der älteren Generation – dem Vortrag „Mein Vater war ein Deutscher Soldat“. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Union des Français de Sarre, dem ZDF und dem Fernsehsender Phoenix. Der Saal war voll besetzt – viele der Anwesenden hatten selbst noch Erinnerungen an die Nachkriegszeit.

Im Mittelpunkt des Abends standen die berührenden Lebensgeschichten von Francis Boulouart, 82 Jahre alt, aus Nordfrankreich, und seinem deutschen Halbbruder Rudi Knöri. Gemeinsam erzählten sie, wie sie sich erst spät im Leben begegneten – verbunden durch ihren Vater, einen Wehrmachtssoldaten.

Francis Boulouart erfuhr erst mit sieben Jahren von seiner Mutter die Wahrheit über seine Herkunft. In den Jahren der Besatzung hatte sich im nordfranzösischen Angres, nahe Arras, eine Liebesbeziehung zwischen seiner Mutter und einem deutschen Soldaten entwickelt. Obwohl solche Verbindungen von der Wehrmachtsführung nicht gerne gesehen waren, wurde Boulouart geboren. Doch schon fünf Monate nach seiner Geburt wurde der Vater versetzt – nach Italien.

Boulouart wuchs ohne Vater auf – und ohne Verständnis aus seiner Umgebung. „Ich wurde in der Schule und von den Nachbarn oft verstoßen und als ‚Bastard‘ beschimpft“, berichtete er. Besonders schlimm sei es für jene Kinder gewesen, die offiziell von ihren deutschen Vätern anerkannt wurden. Er selbst schwieg über seine Herkunft – auch aus Angst, beruflich und gesellschaftlich benachteiligt zu werden.

Ein kleiner Zettel mit Name und Adresse seines Vaters begleitete ihn durch das Leben. Doch erst mit 63 Jahren, nach dem Eintritt in den Ruhestand, begann er, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Über das Militärarchiv in Berlin fand er heraus, dass sein Vater den Krieg überlebt hatte, 1988 jedoch bereits verstorben war. Seine Witwe und ein Sohn lebten jedoch noch in der Nähe von Stuttgart.

„Ich hatte Angst, dass sie keinen Kontakt zu mir haben wollen. Dass sie denken, ich will nur etwas vom Erbe meines Vaters“, so Boulouart. Doch zwei Monate später meldete sich Rudi Knöri – sein Halbbruder – mit alten Fotos und Dokumenten. 2005 trafen sich die Brüder zum ersten Mal in Frankreich, kurz darauf folgte der Gegenbesuch in Deutschland. „Sie umarmte mich und stellte fest, dass ich meinem Vater ähnlich aussehe“, erinnerte sich Boulouart.

Seitdem verbindet die beiden eine enge Freundschaft. Sie treffen sich jedes Jahr, besuchen Schulen, Gemeindesäle und Städtepartnerschaften im Saar-Lothringer Grenzgebiet, um von ihrer Geschichte zu erzählen. 2009 erhielt Boulouart die deutsche Staatsangehörigkeit. „Jetzt bin ich auch Deutscher“, sagte er mit bewegter Stimme.

Der Abend endete mit langanhaltendem Applaus und einem französischen Buffet. Francis Boulouart und Rudi Knöri standen noch lange für Gespräche bereit und bewegten sich offen und herzlich unter den Gästen.

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