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„unGESEHENunGEHÖRT“

Bernd Gatschke hat sich mit dem Thema Mobilität beschäftigt. (FotoDiakonie Saar/Paulus)

Vernissage zum Kunstprojekt der Wohnungslosenarbeit der Diakonie im Kirchgarten der Johanneskirche

 

„Fast alle Teilnehmenden an unserem Kunstprojekt haben Seiten an sich entdeckt, die vorher noch niemand wahrgenommen hat“, sagt Sabrina Sofka, Mitarbeiterin der Diakonie Saar in der Wohnungslosenarbeit in Völklingen. „Sie haben ganz viel an Selbstwertgefühl gewonnen und konnten sich selbst neu erleben.“

Unter dem Titel „unGESEHENunGEHÖRT“ steht ein Kunstprojekt der Diakonie Saar in Saarbrücken. Unter Anleitung der Künstlerin Annette Orlinski haben fünf wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen zwei Monate im Sommer an acht verschiedenen Objekten gearbeitet. Sie wurden am Mittwoch, 19. September, auf einer Vernissage im Kirchengarten der Saarbrücker Johanneskirche vorgestellt.  Dort werden sie vom 19. September bis 21. Oktober in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann zu sehen sein.

Orlinski hat das Konzept mit den Teilnehmenden gemeinsam entwickelt. Fest stand lediglich, dass mit recycelten Materialien gearbeitet werden sollte. „Wir haben ihre Ideen und Themen aufgegriffen, so sind dann die Kunstwerke in den zwei Monaten gewachsen.“ Tina Ruppenthal hat sich mit dem Thema „Sucht“ auseinandergesetzt. Sie nennt das Kunstwerk „Streit am Abendtisch“: Zwei Torsi sitzen an einem gedeckten Tisch, alles ist aus Zement und Kronkorken gearbeitet. Jan Kessens hat eine fünf-Meter-lange Spritze gebaut, die an einem Baum aufgehängt ist. Es geht um die medizinische Versorgung von bedürftigen Menschen, die in seinen Augen im Argen liegt. Aus alten Bettrosten und Häkelgarn ist ein Kartenhaus entstanden. Es symbolisiert, „wie im Leben schnell alles umgepustet werden kann“, sagt Orlinski. Weitere Objekte beschäftigen sich mit Mobilität oder Kleidung.

Auch für die Mitarbeitenden der Diakonie, die das Projekt begleitet haben, war es eine völlig neue Erfahrung. „Plötzlich waren die Teilnehmenden mehr als unsere Klienten“, sagt Sofka. „Wir haben sie völlig anders erlebt.“ Ulla Frank, Mitarbeiterin der Wohnungslosenarbeit in Saarbrücken, war beeindruckt vom Durchhaltevermögen der Teilnehmenden: „Sie waren pünktlich, nüchtern und sind alle bis ganz zum Schluss dran geblieben.“

„Mit diesem Projekt haben wir Menschen, die ansonsten am Rande der Gesellschaft stehen, die Möglichkeit gegeben, bisher verborgene Talente zu entdecken und neue Perspektiven zu gewinnen. Wenn ich mir die entstandenen Kunstwerke anschaue, ist das gelungen“, sagte Diakoniepfarrer Udo Blank anlässlich der Vernissage. „Die Teilnehmenden an dem Projekt haben sich mit ihren Themen kreativ auseinander gesetzt und uns diese ungewöhnliche Ausstellung geschenkt.“ Blank dankte der Künstlerin, Annette  Orlinski, dass sie sich auf dieses Experiment eingelassen hat, und allen Sponsoren, die es ermöglicht haben.

Annette Orlinski ist Dipl.-Kommunikationsdesignerin und freischaffende Künstlerin und seit vielen Jahren in Saarbrücken tätig. Zuletzt hatte sie im Rahmen von „Patchwork City“ in Saarbrücken  mit unterschiedlichen Organisationen und Privatpersonen  einen überdimensionalen „Teppich der Vielfalt“ gestaltet.

Das Kunstprojekt ist möglich durch Förderungen der Diakonie-Stiftung an der Saar und der PSD-Bank, sowie durch die Unterstützung der „Neuen Arbeit Saar und Globus Völklingen.

Die Ausstellung ist vom 19. September bis 21. Oktober iim Kirchgarten der Johanneskirche (Cecilienstraße 2) zu sehen: Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr.

Außerdem steht der Gottesdienst um 11 Uhr in der Saarbrücker Johanneskirche am „Tag der Bildenden Kunst“ in Saarbrücken, Sonntag, 30. September, ganz im Zeichen der Kunstausstellung. An diesem Tag ist der Kirchengarten anschließend bis 18 Uhr geöffnet.

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