Am Montag, dem 5. Mai 2025, fand in Saarbrücken die 532. Montagsdemo statt – mit einem klaren Appell: „Wir geben der neuen Bundesregierung mit ihrer reaktionären Wende in allen gesellschaftlichen Bereichen keine 100 Tage Einarbeitung! Vom 1. Tag an Widerstand!“, lautete die zentrale Forderung der Veranstalter.
Die Kundgebung wurde vor allem von der Auseinandersetzung mit der neuen Bundesregierung und einer zunehmend als bedrohlich empfundenen gesellschaftlichen Entwicklung geprägt. Auch wenn sich laut Veranstaltern nur wenige Passantinnen und Passanten aktiv beteiligten, wurde die Veranstaltung aufmerksam verfolgt. Ein Redner fasste diese Stimmung so zusammen: „Manche Menschen befürchten als Nächstes eine AfD-Regierung, wenn die Merz-Regierung es nicht packt, die gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Also beißen sie noch die Zähne zusammen und halten still.“
Mehrere Wortbeiträge richteten sich kritisch gegen die AfD. Ein Redner erklärte: „Wir müssen klar haben: Die aktuelle neue Regierung ist jedoch nicht der Verhinderer der AfD, sondern deren Wegbereiter.“ In diesem Zusammenhang wurde auch die kürzlich eingerichtete Waffenverbotszone in Saarbrücken kritisiert: „Kein einziges dieser menschenverachtenden faschistischen Messer-Attentate wird dadurch verhindert. Vielmehr ist es der Freifahrtschein für die Polizei, Jede und Jeden ohne den geringsten Verdacht zu durchsuchen, abzufilmen, Gruppen einzukesseln. Genau hier, wo wir heute und seit über 20 Jahren als Montagsdemo stehen. Wir müssen an morgen denken und an übermorgen“, so eine Rednerin.
Auch Sozialpolitik und Umweltfragen standen im Zentrum der Kritik. In einem Beitrag hieß es: „Die neue Regierung will nicht die Arbeitslosigkeit senken, sondern die Arbeitslosen bestrafen. Sie will nicht die Umwelt retten, sondern setzt quasi die Energiemonopole mit Frau Reiche als Ministerin direkt ins Kabinett.“ Auch zur Außenpolitik wurde Stellung genommen: „Die Koalition schaut weg beim Völkermord in Gaza, vertreibt Geflüchtete an den Grenzen – und führt dabei die ‚westlichen Werte‘ als Standarte vor sich her.“
Ein weiterer Redner zitierte ein Interview mit Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger in der Süddeutschen Zeitung: „Durchregieren‘ a la USA gefällt ihm ganz gut, der neue Kanzler Merz auch, und die SPD, wie sie nun aufgestellt ist, wird sich Sozial- und Rentenabbau nicht widersetzen, ist Rainer Dulger sich sicher.“
Mit Blick auf die lokale Situation ergänzte ein Redner: „Wir haben im Regionalverband mehr als 18.000 Arbeitslose und weniger als 3.000 offene Stellen. Sollen die 15.000, die also keine Chance haben, vielleicht das Arbeitslosengeld gestrichen kriegen, wenn es nach den Herren aus‘m Monopolverband geht??“
Zur weiteren Strategie forderten mehrere Redner den Aufbau einer breiten antifaschistischen Kampffront. „Für die AfD wäre es ein Graus, wenn es uns gemeinsam im ganzen Land gelingt, eine sehr feste, verlässliche und unbeirrbare, antifaschistische Streik – und Kampffront zu bauen. Da müssen wir ran. Die Befreiung vom Hitler-Faschismus am 08. Mai muss eine Selbstverpflichtung für uns Alle sein“, hieß es dazu.
Im Anschluss wurden Flyer für ein Fest zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus verteilt, das am Samstag, den 10. Mai, ab 15 Uhr auf dem Adolph-Kolping-Platz in Völklingen bei der Europa-Eisdiele stattfindet. Veranstalter ist das Bündnis „Solidarische Linke Saar“ mit zahlreichen beteiligten Gruppen und Parteien.
Ein Redebeitrag aus Malstatt schlug vor, dort verstärkt direkte Aufklärungsarbeit zu leisten: „44 % haben in meinem Wahlbezirk die AfD gewählt. Die Menschen haben aber nichts Gutes vom Faschismus zu erwarten, im Gegenteil. Sozialismus ist viel eher ne Perspektive der Bevölkerung.“ Ein weiterer Redner berichtete von Gesprächen in Saarlouiser Gaststätten, die zeigten, wie wichtig solche Alltagsüberzeugungsarbeit sei.
Die Veranstalter kündigten an, dass die nächste Montagsdemo am 2. Juni um 18 Uhr stattfinden werde – aufgrund von Bauarbeiten nicht direkt vor der Europa-Galerie, sondern in der Nähe von Lego oder Richtung Karstadt. Weitere Informationen folgen.