Saarbrücken, 21. Mai 2025 – Im Rahmen ihres Partnerschaftsbesuchs beim Evangelischen Kirchenkreis Saar-Ost hat eine fünfköpfige Delegation der anglikanischen Diözese Butare aus dem Süden Ruandas gemeinsam mit ihren deutschen Partnern die Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm besucht. Die Einrichtung erinnert an ein Gefangenenlager, das die Gestapo in den Jahren 1943 und 1944 in Saarbrücken betrieb.
Die Delegation um Bischof Christophe Nshimyimana zeigte sich tief bewegt und interessiert an der Geschichte des Ortes. In Ruanda, wo vor 30 Jahren ein Völkermord stattfand, spielt Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit ebenfalls eine zentrale gesellschaftliche Rolle. „Es war uns bekannt, dass es einen Völkermord an Juden gab“, erklärte Bischof Nshimyimana. „Doch hier habe ich gelernt, dass auch ganz andere Opfergruppen betroffen waren.“
An der Neuen Bremm waren unter anderem viele französische Staatsangehörige sowie Kriegsgefangene aus Osteuropa inhaftiert. Im Gegensatz dazu verlief der Konflikt in Ruanda vor allem zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi – mit historischen Wurzeln in der Kolonialzeit.
Begleitet wurde die Führung von Alisa Alić, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Trier, und Emilie Iliza, Ehrenamtliche in der Antidiskriminierungsarbeit. Sie betonten die Relevanz internationaler Kooperationen in der Gedenkpolitik – etwa durch das gemeinsame Engagement Deutschlands und Ruandas bei einer Resolution zum Genozid in Srebrenica vor den Vereinten Nationen.
Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen stehen beide Länder vor ähnlichen Herausforderungen: Während in Deutschland nahezu keine Zeitzeugen des Nationalsozialismus mehr leben, ist in Ruanda das Gedenken an den Genozid von 1994 noch präsenter. Mehr als 240 Gedenkstätten erinnern dort heute an die Ereignisse, unter anderem das Kigali Genocide Memorial.
Im Saarland war die Gedenkarbeit an der Neuen Bremm lange in Vergessenheit geraten. Erst durch das Engagement der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ und des Landesjugendrings wurde das Gelände als Gedenkstätte wiederhergestellt.
Bischof Nshimyimana betonte die Bedeutung, aktiv gegen die Verleugnung der Vergangenheit vorzugehen – eine Herausforderung, die auch in Ruanda präsent ist. Dort steht die Leugnung des Genozids unter Strafe. In sozialen Netzwerken können entsprechende Inhalte gemeldet werden – ein System, das regelmäßig genutzt wird.
Die Delegation aus Ruanda wird noch bis Ende Mai im Saarland unterwegs sein, um weitere Eindrücke zu sammeln. Ziel des Besuchs ist es, durch Dialog und Partnerschaft zum friedlichen Miteinander beizutragen. „Es geht darum, dass alle Menschen irgendwann in Frieden und Einheit miteinander leben können“, so Bischof Nshimyimana.
Hintergrund
Seit fast 40 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Saar-Ost und der Diözese Butare. Über das „PAFO-Programm“ wurden zudem bereits mehr als 5.000 junge Menschen in Ruanda durch Bildungsförderung unterstützt. Weitere Informationen sind unter www.kirchenkreissaarostbutare.de abrufbar.