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Der Karlsberg: Geschichte und Geschichten

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Von Albrecht Zutter

Der Sonderteil „Sankt Ingberter Stadtgeschichte“ hat unseren Leser Albrecht Zutter an eigene Erlebnisse erinnert und ihn angeregt, von ihnen zu erzählen – nicht in dokumentarischer Absicht, sondern der Unterhaltung wegen und mit einem Augenzwinkern.    

Unsere Stadt ist voller Sehenswürdigkeiten. Was diese noch interessanter macht, das ist ihre Geschichte und das sind unsere Erinnerungen. Ein Gebäude in der Kohlenstraße weckt in mir besondere Erinnerungen. „Der Karlsberg“ –  in meiner Jugendzeit sowas wie ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt.

Der Saal und die zugehörige Gastwirtschaft war damals in der Hand einer Familie Möbius. Fritz Möbius war kein Sankt Ingberter. 1883 bei Halle geboren, hatte er in Leipzig Musik studiert. Während des ersten Weltkriegs tat er Dienst bei den Saarbrücker Ulanen, blieb nach dem Krieg im Saarland und übernahm 1925 die Karlsberg-Gaststätte.

Mit ihm und seiner Familie waren meine Eltern gut bekannt. In den fünfziger Jahren, erinnere ich mich, waren wir öfters im Karlsberg zum Essen. Ich ging sehr gerne mit. Denn die Familie Möbius hatte zwei Töchter. Besonders die jüngere, Gisela, war traumhaft schön. Dass ich von ihr schwärmte, hielt ich geheim. Ich war 14, sie Anfang 20.

Und dann kam ein besonderer Tag.

Wir aßen dort zu Abend, im Saal war irgendein öffentliches Fest mit Tanz. Da erschien plötzlich Gisela am Tisch und sagte zu mir: „Komm, wir tanzen mal!“ – „Ich kann nicht tanzen“, stotterte ich. – „Dann lern‘ ich‘s dich“, kicherte sie.

Ich spürte, ich hatte einen hochroten Kopf, als ich mit ihr zur Tanzfläche ging. Was die Kapelle spielte, habe ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. „Eieiei Maria, Maria aus Bahia, jeder, der dich tanzen sieht, der träumt nur noch von dia.“

Eine Samba war’s. Mein erster Tanz. Ich war froh, als ich wieder saß. Ich muss einen aufgewühlten Eindruck gemacht haben, denn meine Mutter schaute mich so prüfend an.

Nur ein Jahr später heiratete Gisela einen Mann „von drüben“, also von außerhalb des Saarlandes, und zog irgendwohin an den Rhein. Ich habe sie niemals wieder gesehen.

Im Karlsbergsaal aber war ich noch oft. Dort war ja immer etwas los. Zum Beispiel – wieder ein Jahr später – bei der Saarabstimmung. Da sprach dort unter anderem Joho. Allerdings: der kam zunächst nicht rein, weil vor dem Eingang Neinsager demonstrierten, die lauthals forderten: „Der Dicke muss weg“. So musste der Ministerpräsident den Lieferanteneingang nehmen.

Auch nach dem Ausscheiden der Familie Möbius und der Übernahme durch das Ehepaar Biedermann –  das war 1957 – blieb der Karlsberg der kultureller Nabel unserer Stadt. Vorträge gab es, Kappesitzungen, Konzerte und Theaterabende. Ich sah dort erstmals eine Operette, „Die Blume von Hawaii“, und war begeistert. Später hörte ich Klänge aus der Neuen Welt, fühlte mich einmal im Land des Lächelns und erhielt noch den Besuch der alten Dame.

Die direkte Konfrontation mit der harten Realität lieferte 1967 ein boxsportliches Großereignis: Die Saarauswahl, auch mit Sankt Ingberter Boxern, traf auf eine amerikanische Militärauswahl. Die Menschen im vollbesetzten Karlsbergsaal verfolgten die Kämpfe der einzelnen Gewichtsklassen voller Leidenschaft. Der letzte Kampf, der der Schwergewichtler, bleibt mir bis heute in lebhafter Erinnerung.

Nach dem ersten Gong tänzelte der Saarländer zur Ringmitte, aus der amerikanischen Ecke stapfte ein dunkelhäutiger Riese. Der Einheimische begann mit einer eleganten Geraden. Als Antwort schlug der Amerikaner durch die Deckung des Gegenübers hindurch eine Rechte mit derartiger Wucht an den Kopf des Gegners, dass dieser umfiel wie ein gefällter Baum und bewusstlos auf dem Rücken liegen blieb. Der Ringrichter zählte bis zehn, der Kampf war nach insgesamt 15 Sekunden zu Ende. Erst danach rappelte sich der Geschlagene mühsam wieder hoch.

Den Namen des Amerikaners hatte ich behalten: Foreman.

In den folgenden Jahren hörte man von der internationalen Karriere eines gewissen George Foreman, die, wie allgemein bekannt, bis zum Olympiasieg und zum Weltmeistertitel führte.

Als ich irgendwann las, dass dieser George Foreman einen Teil seiner Wehrpflicht in Deutschland abgeleistet hatte, ließ es mir keine Ruhe mehr. „Foreman“ ist sicherlich ein sehr häufiger Name. Aber ich wollte Klarheit haben. Beim Vorstand des Boxsportvereins Sankt Ingbert fragte ich an, ob man die Protokolle jenes Kampfes einsehen könne, sie müssten ja auch die Vornamen der Kämpfer enthalten. Mir wurde mitgeteilt, dass der damalige Schriftführer gestorben sei und dessen Frau bedauerlicherweise alle Unterlagen weggeworfen habe.

Also bleibt die Sache ungeklärt.

Der Karlsberg! Über all die Jahre bot er unzählige Attraktionen. Mit ihnen verbinden sich für die Besucher wohl oft solche persönliche Geschichten

„Wenn sie das Wort Karlsbergsaal hören, dann geraten heute noch viele Sankt Ingberter ins Schwärmen.“

Das schrieb vor ein paar Jahren die Saarbrücker Zeitung. Es trifft zu, für Leute meines Alters ganz bestimmt.

Albrecht Zutter (Foto: Robert Schichtel)

                                                                

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