Saarbrücken – Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im Saarland deutlich stärkere Maßnahmen für eine inklusive Arbeitswelt. Timo Ahr, Vorsitzender des DGB-Landesbezirks, kritisierte die weiterhin bestehenden strukturellen Barrieren, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Ausbildung und Beschäftigung erschweren.
„Der Arbeitsmarkt ist für Menschen mit Behinderungen nach wie vor eher exklusiv als inklusiv“, betonte Ahr. „Viele Barrieren verhindern, dass sie eine Ausbildung absolvieren oder eine Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt aufnehmen können.“ Besonders problematisch sei die Situation im Fall eines Arbeitsplatzverlustes: „Der Wiedereinstieg gestaltet sich für Menschen mit Behinderungen oft erheblich schwieriger. Sie sind häufiger und länger arbeitslos – und das, obwohl sie im Durchschnitt gut qualifiziert sind.“
Der DGB appelliert an Unternehmen, ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen stärker nachzukommen. Arbeitgebern stehen laut DGB zahlreiche Unterstützungsinstrumente zur Verfügung, darunter Lohnkostenzuschüsse, die Finanzierung barrierefreier Arbeitsplätze oder die fachliche Begleitung durch spezialisierte Dienste. Dennoch zeigten sich viele Unternehmen weiterhin zurückhaltend.
„Inklusion darf nicht an vermeintlichen Hürden scheitern – weder an baulichen, noch an mentalen“, so Timo Ahr weiter.
Um die Teilhabe am Arbeitsleben zu verbessern, fordert der DGB unter anderem barrierefrei gestaltete Arbeitsstätten, eine Stärkung der Mitbestimmungsrechte betrieblicher Interessenvertretungen sowie einen gesetzlichen Anspruch auf stufenweise Wiedereingliederung nach längerer Erkrankung. Letzteres erleichtere nicht nur die Rückkehr in den Beruf, sondern helfe auch den Unternehmen, dringend benötigte Fachkräfte zu halten.
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen unterstreicht den Handlungsbedarf: Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (Stand: April 2025, Datenjahr: 2023) liegt der Anteil schwerbehinderter Beschäftigter im Saarland bei lediglich 4,6 Prozent – und damit unter der gesetzlichen Quote von fünf Prozent. Während öffentliche Arbeitgeber mit 5,3 Prozent die Vorgabe erfüllen, erreichen private Arbeitgeber nur 4,4 Prozent.
Besonders alarmierend: Von insgesamt 1.846 beschäftigungspflichtigen Unternehmen im Saarland (mit mehr als 20 Mitarbeitenden) beschäftigten im Jahr 2023 rund 27,1 Prozent keinen einzigen schwerbehinderten Menschen.
Der DGB fordert daher ein entschlosseneres Handeln von Unternehmen, Politik und Verwaltung, um die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen und gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben für alle zu gewährleisten.