Saarbrücken. Mit einer feierlichen Kranzniederlegung auf dem Gelände des ehemaligen Gestapolagers Neue Bremm gedachten am Mittwoch zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 80. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945. Unter dem Motto „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“ versammelten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Deutschland und Frankreich an der Gedenkstätte, die nur wenige Meter von der französischen Grenze entfernt liegt.

Das Gestapo-Lager Neue Bremm war kein Konzentrationslager, sondern ein erweitertes Polizeigefängnis, in dem nach historischen Aufzeichnungen rund 20.000 Menschen inhaftiert waren – darunter auch viele französische Widerstandskämpfer. Die Bedingungen galten als besonders grausam.
Eingeladen zu der Gedenkveranstaltung hatten die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN), die Peter-Imandt-Gesellschaft und die Initiative Neue Bremm. Auch zahlreiche Mitglieder der Confédération générale du travail (CGT) und der Parti Communiste Français nahmen an der grenzüberschreitenden Veranstaltung teil, die bei sonnigem Frühlingswetter stattfand.
Caroline Conrad, Sprecherin der VVN, erinnerte in ihrer Ansprache an den antifaschistischen Widerstand in beiden Ländern. Sie warnte vor den aktuellen Gefahren des Geschichts-Revisionismus, also der Verdrehung historischer Tatsachen, und forderte zu verstärkten Friedensbemühungen auf. Die Gedenkstunde solle mahnen, aber auch ein Impuls für das Heute sein.
Dr. Burkhard Jellonnek von der Initiative Neue Bremm stellte in seiner Rede die Schicksale zweier Häftlinge in den Mittelpunkt: Robert Jakob Gattys, der erste dokumentierte Todesfall im Lager, sowie Roger Vanovermeir, der die Zustände dort überlebte. Beide stünden beispielhaft für das Leid, das Menschen an diesem Ort erfahren hätten. Jellonnek sprach von der „Hölle von Saarbrücken“, die viele nie wieder verlassen hätten.
Alle Redebeiträge wurden auch ins Französische übersetzt, um der grenzüberschreitenden Bedeutung der Gedenkstätte gerecht zu werden. Denn gerade die Erinnerung an das Gemeinsame im Widerstand sei heute von Bedeutung.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung wurden auch aktuelle Entwicklungen angesprochen. So sei das Wissen um den Holocaust, insbesondere bei jüngeren Generationen, rückläufig. Laut aktuellen Studien fordert rund ein Drittel der Deutschen einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus – ein alarmierendes Signal, das die Veranstalter in ihren Appellen zur Wachsamkeit ausdrücklich aufgriffen.
Die Veranstaltung endete in stillem Gedenken – und mit einem klaren Appell an die Verantwortung der Gegenwart.