Saarbrücken, Am Homburg (Foto: BUND)
Der BUND Saarbrücken fordert eine Anpassung und ggf. Streichung bei aktuellen Bebauungsplanverfahren und den Erhalt von Grün- und Waldflächen in Saarbrücken für mehr Klima- und Starkregenschutz.
„Der Klimawandel schreitet auch bei uns in Saarbrücken und im Saarland ungebremst voran. Extremwetter wie die Dürre 2018, 2019 und 2020 haben laut Waldzustandsbericht vom November 2020 zu einer der schlimmsten Waldzustände im Saarland seit Jahrzehnten geführt. Starkregen-Gefahren sind die andere Seite des Medaille. Bereits bei deutlich geringeren Niederschlagsmengen als im Ahrtal und in NRW können auch bei uns extreme Schäden durch solche Ereignisse eintreten, wie beispielsweise 2018 in Kleinblittersdorf “, so der Sprecher des BUND Saarbrücken Ronald Maltha, der beim BUND für sämtliche Bauverfahren in Saarbrücken zuständig ist.
Geplante Bebauungen in Saarbrücken insbesondere auf Wald- und Grünflächen und die dadurch bedingten schnelleren Abflüsse an Niederschlagswasser müssten sich daher nun an den aktuellen Fakten und den Zukunftsszenarien der nächsten Jahrzehnte neu orientieren, denn wo gebaut wird, wird die Landschaft auf lange Zeit verändert.
Der beste Starkregenschutz ist die Erhaltung und Pflege von Wald. Wie ein Schwamm nimmt der Waldboden Wasser auf. 200 Liter pro Quadratmeter, das sind 2 Millionen Liter pro Hektar kann er speichern.
Der BUND Saarbrücken fordert daher bei der Klimafolgen-Anpassung die Belange der Stadtökologie und des Klimaschutzes bei Bebauungsplänen stärker zu berücksichtigen und ggf. auch aktuelle Bebauungspläne zu streichen, dort wo sie künftig eine Gefahr für das Stadtklima und den Starkregenschutz darstellen könnten.
In der Stadt Saarbrücken und auch im Land sollte man daher die Bauplanung an den Klimawandel anpassen und ggf. auch bestehende Planungen durch klimafreundliche Alternativen ersetzen. „Beispiele mit großen ökologischen Schäden,“ so Maltha, „sind das aktuelle Bauvorhaben des Helmholtz-Zentrums an der Universität mit über 9 Hektar Waldverlust, das Vorhaben Im Kesselgrund Dudweiler einem ca. 2 Hektar großen bewaldeten Hang, der darüber hinaus auch noch trichterförmig auf Dudweiler-Süd zuläuft, die geplanten Rodungen für neue Wohnungen von ca. 3 Hektar Mischwald an einem Steilhang Im Sauerbrod / Am Homburg direkt oberhalb der Dudweiler Landstrasse, einem der Hauptzugangswege direkt in die City von Saarbrücken, die geplante Bebauung an einem steilen, bewaldeten Hang oberhalb von Scheidt, die Bauplanung auf einer Feuchtwiese mit abfallendem Gelände in Riegelsberg und die geplante Bebauung bisher landwirtschaftlicher Flächen in Dilsburg. „Alle diese Bauverfahren sind kritische Bauplanungen in Zeiten des rasanten Klimawandels“, so Ronald Maltha.
„Richtig war es zum Beispiel,“ so Maltha, dass das Bebauungsplanverfahren auf einer Grünfläche in Kleinblittersdorf in unmittelbarer Nähe des Starkregen-Katastrophengebietes von 2018 im Gemeinderat mit 16 zu 15 Stimmen wieder zurückgezogen wurde.“Hier sollten noch im Frühjahr 13 Häuser oberhalb des Ortes am Hang gebaut werden. Eine Bürgeriniative hatte sich u.a. erfolgreich dafür eingesetzt. „Wir müssen künftig eine andere Baupolitik in den Kommunen verfolgen – nachhaltiger planen und bauen“, so Maltha. „Innenentwicklung, Sanierung, Modernisierung, Aufstockung und Umbau bestehender Gebäude müssen gefördert werden statt neue Flächen in Naturräumen zu versiegeln.“
Die Leerstandsquote im Saarland liegt aktuell bei 11,1 %. Saarbrücken hat einen jährlichen Bedarf von 0,35% an neuen Wohnungen. „Allein mit Leerstandsnutzung ließe sich schon Vieles an neuem Wohnungsbedarf decken, auch wenn die Leerstandsquote in Saarbrücken niedriger sein sollte“, so Maltha. Hinzu kommen laut Angaben des Regionalverbandes Saarbrücken 1267 Baulücken in der Landeshauptstadt sowie 61 Hektar Reserve-Bauflächen für Wohnen und Gewerbe auf Denen rechtskräftige Bebauungspläne entwickelt werden könnten.
Auch im Industrie- und Gewerbebereich sollten vorrangig Baupotenziale im Bestand genutzt werden: Leerstände, Baulücken sowie Industrie- und Gewerbebrachflächen. Statt einem Investor 80 Hektar Grünflächen auf einem Wasserschutzgebiet in Überherrn für ein Batteriewerk anzubieten, sollten nur noch bestehende ehemalige Industrieflächen für Neuansiedlungen zur Verfügung gestellt werden. Dort gäbe es oftmals auch schon eine vorhandene Infrastruktur aus Kanalisation, Stromversorgung, Straßen, ÖPNV und teilweise auch existierende Schienen- und Schiffsanbindungen wie am ehemaligen Kohlekraftwerk in Ensdorf.
Der BUND ist gerne bereit, bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen und der Hebung von Baupotentialen im Bestand aktiv mitzuwirken.
Quelle: BUND Saarbrücken