StartFeatureKünstlergruppe Locked-off spendet 4000 Euro für rumänische Kinder

Künstlergruppe Locked-off spendet 4000 Euro für rumänische Kinder

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Eine gemütliche Runde am Esszimmertisch, irgendwo in Saarbrücken. Leslie Huppert, Gertrud Riethmüller und Armin Rohr sind gerade eingetroffen und unterhalten sich angeregt bei frisch gebrühtem Kaffee mit dem Käufer des Gemäldes, das sie zusammen mit Gisela Zimmermann und Cone the weird als Künstlergruppe „Locked-off“ erschaffen haben. Locked-off? Weggesperrt. Nomen est omen, denn die Gründung der Gruppe fand während des ersten Corona-Lockdowns statt, als das saarländische Kultusministerium die Förderung von Kunstprojekten ausschrieb. Huppert und Rohr kamen überein, das Programm in Anspruch und mit bekannten Kolleg:innen etwas gemeinsam zu unternehmen.

Der Ansatz lautete „Wir leben noch!“ erklärt Leslie Huppert, „Ihr könnt sehen, was wir tun, wenn wir alleine sind“. Gelächter durchschallt den Raum angesichts der nicht ganz eindeutigen Formulierung. Also ließen sich die Künstler:innen von einer Kamera filmen, während sie eine Zimmerwand in ihrem Atelier, eine Leinwand oder, im Fall von Gertrud Riethmüller, eine Arbeit in einem Steinbruch vollendeten. Die so entstandenen Aufnahmen wurden im Zeitraffer zusammengeschnitten und dokumentieren sehr eindrücklich den kreativen Prozess der Einzelnen (http://art.arminrohr.de/tag/locked-off/). Zum Abschluss des Projekts gestalteten die fünf Künstler ein gemeinsames Werk, ein Gemälde, das durch ein Netz und einen Stein ergänzt wurde.

Dieses sollte am Tag der bildenden Künste, den das Bildungsministerium für Ende September im Kulturzentrum am EuroBahnhof (KuBa) ausgerufen hatte, versteigert werden. Von vorneherein war klar, dass die Einnahmen daraus einer karitativen Organisation zugutekommen würden. Die Versteigerung sollte indes nicht stattfinden, denn ein Gönner, der nicht genannt werden möchte, erwarb das einzigartige Werk für stattliche 4000 Euro, die nun an den Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreis Saar überwiesen werden. Dessen Vorsitzender Willi Gehring zeigte sich mehr als begeistert, nicht nur von der Summe, mit der er in Lipova (Kreis Arad) Kindergärten, Schulen und Behinderteneinrichtungen unterstützt, sondern auch von der klaren Sicht der Künstler:innen.

„Corona ist ein Arschloch“ liest man auf der „Locked off“ Seite von Armin Rohr. Die Intention dieser Aussage versteht man eigentlich von selbst. Noch deutlicher wird sie, wenn man hört, in welche Situation die Künstler:innen durch den Lockdown manövriert wurden. Armin Rohr: „Meine Grundlage war von heute auf morgen weg.“ Sein Einkommen requiriert sich aus Workshops, Lehraufträgen und Ausstellungen. Nichts davon konnte noch stattfinden. Erst wenn das nächste Semester beginnen sollte, also im Oktober, würde er wieder Geld verdienen können.

Bei Leslie Huppert stellte sich die Situation ähnlich dar. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern hatte zuvor einige Projekte in Justizvollzugsanstalten im Saarland, Rheinland-Pfalz und Berlin umgesetzt, wo sie mit den Gefangenen Kunstprojekte durchgeführt hatte. Ein überaus erfolgreiches Konzept, doch plötzlich stand sie vor der Situation: „Wenn ich kein Geld bringe, was passiert dann?“. Aus diesem Vakuum heraus entstand die Projektidee, die sich durchaus in eine Reihe entwickeln könnte.

Die erste Coronahilfe linderte die Existenzängste und durch verschiedene geförderte Projekte wie etwa „Drive-in Art“ verbesserte sich die Situation der Künstler:innen. „Wenn Du Dich bewegst, passiert auch finanziell etwas“ lautet die Erkenntnis aus dieser Zeit. So wurde beispielsweise durch das KuBa ein virtuelles Kunstkaufhaus geschaffen, das Einnahmen generierte.

Für Gertrud Riethmüller galt die Problematik in anderer Weise, denn ihre Kunst kann sie nur selten verkaufen. Sie erstellt keine Bilder, Drucke oder Skulpturen, sondern raumfüllende Installationen in Ausstellungen, Projekte, die also nur eine gewisse Zeit lang Bestand haben. Auch sie traf der Lockdown hart. Gerade als sie eine Installation für eine Ausstellung in Göttingen abgeschlossen hatte, wurde das Museum geschlossen.

Für Gertrud Riethmüller war die Arbeit an dem gemeinsamen Projekt ein nochmals speziellere Erfahrung als für die vier Künstler:innen. „Wie? Ich soll auf eine Leinwand?“. Das Abschlussprojekt, das nun einen sicherlich prominenten Platz im Haus des Saarbrücker Käufers erhalten wird, stellte sie vor besondere Herausforderungen. Die Lösung war, dass sie der Figur, die Armin Rohr aufgetragen hatte, ein Netz in die Hand gab, das durch einen Stein durchstoßen wurde. Der Stein ist also untrennbarer Bestandteil des Kunstwerks.

Das Zusammenwirken hatte offensichtlich beflügelnde Wirkung, denn die Schaffung eines gemeinsamen Kunstwerks war eine grandiose Erfahrung für die Beteiligten. Gisela Zimmermann hatte einen Hintergrund auf die Leinwand aufgetragen, Armin Rohr eine Figur darauf gezeichnet. Stufe für Stufe veränderte sich das Werk durch den Beitrag der/des jeweilige/n Künstler/in bis zu seiner Fertigstellung. Am Tisch des Gönners entspannte sich eine Diskussion über eine ganze Ausstellung mit gemeinsam erstellten Werken. Auch die Tücken eines solchen Projekts kamen zur Sprache. Was passiert beispielsweise, wenn ein Künstler einen Bestandteil des anderen übermalt oder abändert?

Das Eintauchen in die Welt der Kunst war auch für Willi Gehring eine Bereicherung. Der Kontakt zur Gruppe „Locked off“ wird mit Sicherheit fortbestehen, denn nicht nur ihre Großzügigkeit erschien ihm beeindruckend, sondern auch ihre Weltsicht und das große Dilemma, in dem sie sich oft wiederfinden. Das beschrieb Armin Rohr an diesem Tag ganz plastisch. Er sei vor ein paar Jahren von einem Kunstverein in der Pfalz eingeladen worden, seine Bilder in deren Räumlichkeiten auszustellen. Dort angekommen sprach er mit dem Veranstalter. Der habe jemanden für die Laudation engagiert, eine musikalische Begleitung, Tontechnik, Catering. Die Erkenntnis, die den guten Mann nicht streifte, lautete: Alle erhielten Geld, nur der Künstler, um den es ging, nicht. Das ist nach wie vor das große Problem, das niemand wirklich wahrnehmen will. Oftmals geben die Künstler noch Geld hinein. Umso wichtiger ist, dass öffentliche Institutionen und private Mäzene gerade in Zeiten, in denen es schwierig wird, hinter den Kreativen stehen. Wie farblos wäre ein Welt ohne sie.      

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