Saarbrücken, 23. April 2025 – Der PopRat Saarland e.V. unterstützt die jüngsten Warnungen des Hauptgeschäftsführers der Arbeitskammer, Thomas Otto, zum Vereinssterben und betont die besondere Rolle der Popkultur im Rahmen des Strukturwandels im Saarland. „Der Strukturwandel hört nicht beim Umbau der Großindustrien auf – er muss auch gesellschaftlich getragen werden und die kulturelle Infrastruktur für die junge Generation umfassen“, erklärt Sebastian Blum, stellvertretender Vorsitzender des PopRat Saarland.
Während der industrielle Wandel im Saarland voranschreitet, sieht der Verband die kulturelle Dimension des Umbruchs als bislang unzureichend berücksichtigt. Andere Bundesländer, so der PopRat, hätten bereits erkannt, dass dem demografischen Wandel und der Abwanderung von Fachkräften auch mit einer gezielten kulturellen Erneuerung begegnet werden müsse. Die kulturelle Entwicklung müsse daher als strategisches Element verstanden werden, um die Zukunftsfähigkeit des Landes zu sichern.
„Kultur wird in den öffentlichen Debatten als Wirtschaftsmacht systematisch unterschätzt“, so der Verband. Dabei wirke sie auf zwei Ebenen: als direkter Wirtschaftsfaktor und als weicher Standortfaktor. Besonders die Popkultur spiele hierbei eine Schlüsselrolle. Sie sei „Attraktivitätsgarant für junge Arbeitskräfte“, fungiere als „Zukunftslabor für Wirtschaft und Gesellschaft“ und mache Strukturwandel erlebbar – etwa durch die Umnutzung von Leerständen oder Industriekultur-Festivals.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle von Vereinen, die nach Ansicht des PopRats als „Rückgrat unserer Gesellschaft“ fungieren. Sie böten nicht nur einen organisatorischen Rahmen, sondern seien auch Ausgangspunkt für neue Formen der Zusammenarbeit. „So werden aus Proberäumen demokratische Entwicklungsstätten oder aus Konzerten offene Begegnungstreffen“, heißt es weiter. Formate, die Austausch und Mitgestaltung fördern, seien essenziell für eine „offene, pluralistische und gelebte Demokratie“.
Vor diesem Hintergrund fordert der PopRat eine umfassende Kulturstrategie, die auf drei Säulen basieren soll:
- Ausbau der Kulturinfrastruktur in urbanen und ländlichen Räumen, unter anderem durch die Umnutzung von Industriebrachen und die temporäre Bereitstellung von Leerständen („Pop Up Culture“),
- Verjüngungskur der Kulturlandschaft unter systematischer Beteiligung der Kulturverbände – „aus dem Land für das Land“,
- Integration von Popkulturprogrammen in die Strukturwandel-Förderung, insbesondere zur Förderung cross-industrieller Kooperationen, etwa zwischen Musikwirtschaft und Digitalbranche.
„Wer über Fachkräftesicherung spricht, muss auch über kreative Freiräume und kulturelle Dritte Orte reden“, so Blum. Die Popkultur baue Brücken – „zwischen Alt und Neu, zwischen Industrie und Digitalem, zwischen Mehrheitsgesellschaft und marginalisierten Gruppen“. Sein Fazit: „Dieses Potenzial dürfen wir nicht verspielen.“