Saarbrücken. Die saarländische Landeshauptstadt steht für zwei Tage im Zentrum der bundesweiten Energie- und Innovationspolitik: Am 21. und 22. Mai tagt in Saarbrücken der Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel, bei dem hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über den Aufbau einer tragfähigen Wasserstoffwirtschaft beraten. Für Oberbürgermeister Uwe Conradt ist die Veranstaltung mehr als nur ein Branchentreffen – sie sei ein Weckruf.
„Ich erwarte klare Impulse – vor allem aber ein starkes Zeichen für mehr Tempo beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Die politischen Rahmenbedingungen sind bekannt, die Strategien formuliert. Jetzt braucht es eine echte Umsetzungsoffensive – auch im Saarland“, fordert Conradt zum Auftakt der Konferenz.
Saarbrücken habe frühzeitig erkannt, welches Potenzial in der Wasserstofftechnologie liegt. Bereits während der Corona-Pandemie wurde ein kommunaler Zukunftsstab ins Leben gerufen. „Wir haben die Zeit genutzt, um die richtigen Weichen zu stellen – und wir haben geliefert“, so Conradt. Die kommunale Wasserstoffstrategie, die in dieser Zeit entstand, wird heute konkret in Projekte übersetzt.
Die Stadt zeigt, wie eine Transformation greifbar wird:
- 28 emissionsfreie Wasserstoffbusse sollen bis Ende des Jahres im Linienbetrieb der Saarbahn fahren.
- Eine eigene Wasserstofftankstelle und ein Elektrolyseur, der grünen Wasserstoff aus Windenergie erzeugt, sind im Bau.
- Der kommunale Fuhrpark wird umgestellt – erste wasserstoffbetriebene Müllfahrzeuge sind bereits im Einsatz.
- Das GAMOR-Kraftwerk, errichtet von EnergieSaarLorLux (49 Prozent städtisch), ist „H2-ready“ gebaut und kann perspektivisch komplett mit Wasserstoff betrieben werden.
Hinzu kommt die frühe Begleitung privatwirtschaftlicher Investitionen: Bereits vor fünf Jahren wurde eine erste Wasserstofftankstelle auf den Weg gebracht.
„Wir reden nicht nur über Transformation – wir gestalten sie konkret“, betont Conradt. „Wir zeigen, was eine engagierte Kommune leisten kann, wenn Strategie, Wille und Umsetzung zusammenspielen. Dies erwarten wir auch von den anderen politischen Ebenen.“
Mit ihrer Lage an der Nahtstelle von Deutschland, Frankreich und Luxemburg, eingebettet in eine Region mit 1,5 Millionen Menschen, hat Saarbrücken das Potenzial, ein zentraler europäischer Wasserstoff-Hub zu werden. Im Fokus steht dabei das grenzüberschreitende Projekt „mosaHYc“, das den Aufbau eines internationalen Wasserstoffnetzes verfolgt.
„Unsere Region ist wie gemacht für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. Aber das gelingt nur, wenn alle Ebenen – Kommunen, Länder, Bund und EU – koordiniert handeln“, mahnt Conradt.
Mit Blick auf die Zukunft der Mobilität mahnt der Oberbürgermeister auch zu mehr Offenheit bei den eingesetzten Technologien. Als Initiator der Bürgermeister-Initiative „Für einen starken Automobilstandort“ fordert Conradt:
„Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe, batterieelektrische Lösungen – wir brauchen den ganzen Werkzeugkasten, um mobil, wirtschaftlich stark und klimafreundlich zu bleiben. Wer sich zu früh auf einzelne Technologien festlegt, riskiert industrielle Wettbewerbsfähigkeit.“