Der 1. FC Saarbrücken hat in einem torreichen und dramatischen Heimspiel den SC Verl mit 4:3 besiegt und bleibt im Rennen um den Relegationsplatz zur 2. Bundesliga. Vor 14.238 Zuschauern im gut gefüllten Ludwigspark zeigte die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz zunächst eine dominante Vorstellung, verlor nach komfortabler Führung aber zwischenzeitlich die Kontrolle – und musste am Ende um den Sieg zittern.

Wie erwartet, verzichtete Alois Schwartz nach dem glorreichen Sieg in Essen auf Experimente und gab Kai Brünker den durch die Verletzung von Sebastian Vasiliadis freigewordenen Platz:
Menzel – Becker, Sonnenberg, Bichsel – Fahrner, Zeitz, Sontheimer, Rizzuto – Rabihic – Brünker, Krüger

Schon in den Anfangsminuten wurde deutlich, dass der FCS schnellen Umschaltaktionen den Erfolg suchte. Brünker, Krüger und Rabihic setzten erste Akzente, ehe Patrick Sontheimer in der 18. Minute die verdiente Führung erzielte: Nach einem Pass des exzellenten Philip Fahrner drang er in den Strafraum ein und versenkte den Ball präzise im linken oberen Eck. Auch in der Folge blieben die Blau-schwarzen das aktivere Team. In der 34. Minute war es dann Florian Krüger, der einen Ballgewinn über Fahrner veredelte und zum 2:0 einschob. Es war der Auftakt zu einem besonderen Nachmittag für den Offensivmann. Doch dann ein „Schockmoment“, wie ihn Alois Schwartz nach der Partie bezeichnete: Begünstigt durch eine Verletzungsunterbrechung beim FCS, der in der Szene in Unterzahl agierte, verwertete Steczyk eine Hereingabe von Kijewski aus zentraler Position eiskalt. So ging es mit 2:1 in die Katakomben.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Aufreger: In der 50. Minute entschied der unglückliche Schiedsrichter Timon Schulz nach einem Zweikampf zwischen Tim Köhler und Sebastian Sonnenberg auf Handelfmeter – eine Entscheidung, die keinen klaren Handkontakt erkennen ließ. „Das war aus meiner Sicht eine klare Fehlentscheidung“, kommentierte SCV-Coach Alexander Ende später. Florian Krüger ließ sich davon nicht beirren und verwandelte sicher zum 3:1. Wenig später schnürte Krüger nach einem starken Pass von Brünker sogar seinen Dreierpack (65.). Alles schien entschieden – doch Verl meldete sich mit bemerkenswerter Moral zurück.

Berkan Taz verkürzte in der 67. Minute auf 4:2, nachdem er nach Doppelpass mit Lokotsch im Strafraum zu viel Platz bekam. In der Schlussphase übernahm der SC Verl immer mehr die Spielkontrolle, während der FCS sich zunehmend zurückzog. In der 82. Minute musste Calogero Rizzuto nach einem Bodycheck gegen Gayret mit Gelb-Rot vom Platz – auch diese Entscheidung sorgte für Diskussionen, da Rizzuto zuvor den Ball gespielt hatte. Kurz darauf fiel das 4:3: Kijewski staubte im Anschluss an eine Ecke ab, Menzel war die Sicht versperrt – keine Abwehrchance.
Die letzten Minuten gerieten zu einer nervenzerreißenden Abwehrschlacht: Verl drückte, Saarbrücken wankte, aber fiel nicht. Menzel rettete gegen Mhamdi, ein abgefälschter Ball landete auf der Latte, und ein Elfmeterpfiff nach einem Zupfer an Lokotsch blieb aus – in der 90.+4 Minute eine weitere umstrittenste Szene.

Stimmen zum Spiel
Alois Schwartz (Trainer 1. FC Saarbrücken):
„Die erste Hälfte war sehr gut, aber wir haben dann zu viele Fehler gemacht, den Gegner eingeladen. Die Gelb-Rote Karte war hart. Am Ende zählt: Wir haben das Spiel mit Leidenschaft über die Linie gebracht.“
Alexander Ende (Trainer SC Verl):
„Wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. In der ersten waren wir zu fehleranfällig, in der zweiten mutig und gefährlich. Ich bin stolz, wie die Jungs reagiert haben – auch wenn wir das Spiel aus unserer Sicht unglücklich verloren haben.“
Florian Krüger (FCS, Dreierpacker):
„Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben, das darf uns so nicht passieren. Aber am Ende zählt der Sieg – und dass wir noch im Rennen sind.“
Maurice Multhaup (FCS):
„Wir haben uns in Unterzahl zerrissen. Jeder hat gesehen, dass wir den Sieg unbedingt wollten. Diese Energie brauchen wir auch in den letzten Spielen.“
Jonas Arweiler (SC Verl):
„Sehr bitter, wie das heute gelaufen ist. Wir hatten Chancen auf den Ausgleich, aber es fehlte auch das nötige Glück. Trotzdem: Die zweite Hälfte war stark von uns.“
Fazit
Der FCS gewinnt eine Partie, die kurz nach der Halbzeit schon entschieden schien, am Ende aber zum Krimi wurde. Mit 4:3 feierten die Saarländer nicht nur einen spektakulären Sieg, sondern eroberten damit auch Relegationsplatz drei. Ob sie dort bis zum Wochenende verbleiben können, entscheidet sich im Sonntagspiel des FC Energie Cottbus gegen den SV Waldhof Mannheim, der unbedingt gewinnen muss, um die Chance auf den Klassenerhalt lebendig zu halten.
Nach zwei Spielen unter Alois Schwartz darf man seinem Vorgänger bescheinigen, den richtigen Schritt gemacht zu haben. Schwartz hat der Mannschaft taktische Maßgaben vermittelt, die zum Erfolg führten, sowohl gegen spielerisch starke Verler als auch eher defensiv geschulte Essener. Dabei agiert er souverän, mit ruhiger Hand, sympathischem Auftreten und klarer Kommunikation. Das kommt bei der Mannschaft offensichtlich sehr gut an. Auch die Personalentscheidungen, zu der die Rückkehr von Manuel Zeitz und Julian Günther-Schmidt zählen, finden Anklang und vermittelt Hoffnung: Der Aufstiegszug ist noch lange nicht abgefahren.
Für den SC Verl hingegen bleibt trotz couragierter Leistung am Ende nur eine traurige Rückfahrt nach Westfalen und der Anspruch, dass man die heute präsentierte Spielweise in den verbleibenden beiden Begegnungen in Punkte ummünzen möchte.