Rita Wild wird neue Seelsorgerin an den Justizvollzugsanstalten Saarbrücken und Ottweiler
Pfarrerin Rita Wild aus Dudweiler wird zum 1. November Gefängnisseelsorgerin in die Justizvollzugsanstalten Saarbrücken und Ottweiler, für die 53-jährige die Erfüllung eines lang gehegten Traums, der noch in ihrer Ausbildung begann.
Zur Gefängnisseelsorge kam sie zunächst eher zufällig. Während ihres Vikariats, der praktischen Ausbildung fürs Pfarramt, konnte sie als Hospitantin „erste Gefängnisluft schnuppern“. Das Interesse an diesem bisher unbekannten Feld war in der jungen Pfarramtsanwärterin geweckt. Grund genug, nach ihrem regulären Vikariat auf eigenen Wunsch ein Sonder-Vikariat in der JVA Saarbrücken zu absolvieren, bei dem immer noch amtierenden Pfarrkollegen Reiner Margardt. Zwei Jahre später, zwischen 2005 und 2006, arbeitete sie dann nochmals in Teilzeit im Gefängnis. Beide Dienste hinterließen bei Wild einen bleibenden Eindruck. So nahm sie etwa ihre erste Beichte im Gefängnis ab: „Das war das intensivste geistliche Erlebnis, das ich je hatte“, sagt sie. Auch die familienfreundlichen Arbeitsbedingungen hatten es der damals jungen Mutter angetan.
Gerne wäre die gebürtige St. Wendlerin gleich geblieben, doch eine längerfristige Beschäftigung war nicht in Sicht, es gab viel mehr Bewerber*innen für den Pfarrdienst als freie Stellen. Wild hatte Glück und kam immerhin unter, versah Gemeindepfarrämter in der Evangelischen Kirchengemeinde Völklingen-Versöhnung und zuletzt in Dudweiler und Herrensohr. Der Wunsch von einer Rückkehr in die Gefängnisseelsorge blieb. „Ich habe die Knast-Stellen immer beobachtet“, gibt sie zu. Einmal wurde in diesen 15 Jahren sogar eine passende Stelle frei, doch klappte es genau in dieser Zeit nicht bei ihr, aus persönlichen Gründen. Da dachte sie, der Traum sei ausgeträumt – bis sich zufällig in diesem Jahr eine erneute Chance ergab und es unverhofft klappte.
Der neuen Aufgabe sieht sie mit freudiger Erwartung – aber durchaus auch mit Respekt entgegen. „Die Inhaftierten im Jugendstrafvollzug sind ungefähr im Alter meines Sohnes“, gibt sie zu bedenken. Das könne durchaus eine Herausforderung werden. Vor allem aber sieht sie Chancen im „Knast“ – für die Kirche, die sie repräsentieren wird, aber auch für sich persönlich.
Hinter Gittern sei eine viel engere Beziehungsarbeit möglich, mit Menschen, die eine Ansprechperson brauchen. Dort könne sie ihre beiden persönlichen Schwerpunkte miteinander verbinden: im sozial-diakonischen Sinne direkte Hilfe leisten, wo diese benötigt wird und gleichzeitig die gute Botschaft zu den Menschen bringen. Dafür wird sie künftig im Team zuständig sein, zusammen ihrem früheren Mentor und den katholischen Kollegen in Saarbrücken und Ottweiler.
Aus Dudweiler geht Rita Wild mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nur gut zwei Jahre war sie dort gewesen, aber sie habe sich auf Anhieb wohlgefühlt. „Ich bin mit offenen Armen empfangen worden und habe eine große Herzlichkeit erlebt“, betont sie. Darum habe sie sich die Entscheidung über eine Bewerbung nicht leichtgetan. Letztlich siegte die Sehnsucht, die sie zur Bewerbung animierte – nicht weg aus Dudweiler, sondern hin ins Gefängnis, wo sie ihren „Traum vom Knast“ künftig leben kann.
Info:
Rita Wild wird am Reformationstag, 31. Oktober, in einem Gottesdienst um 14 Uhr in der Dudweiler Christuskirche aus ihrem Dienst in der Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr verabschiedet. Ihre Einführung als Gefängnisseelsorgerin ist für Dezember geplant.