StartFeatureHelmut Veit: ein besonderer Mensch, ein besonderes Leben

Helmut Veit: ein besonderer Mensch, ein besonderes Leben

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In Neuweiler lebt ein Mensch, der in seinem Leben vieles erreicht hat. Das kann man dort sicherlich von einigen behaupten, doch auf die Person, über die hier berichtet wird, trifft es ganz besonders zu. Erreicht hat Helmut Veit beispielsweise ein Alter von mittlerweile 90 Jahren. Das Schicksal meinte es gut mit ihm: Er ist voll fit, lebt mit seiner Gattin in jenem berühmten Haus, das ohne sein Zutun zum Denkmal erklärt wurde, fährt nach wie vor zum Einkaufen mit dem eigenen Fahrzeug und beteiligt sich ganz normal am Leben, wozu beispielsweise auch die „social media“ gehören, in denen er präsent ist und – nicht selten kritisch – mitdiskutiert.

„Ich bin ein echter Burbacher!“ bekennt Helmut Veit gleich, als wir uns in seinem Wohnzimmer an den Tisch setzen. Dort ist er geboren und aufgewachsen in einer Zeit, in die manche heute wieder zurück wollen. Auch er hatte als Heranwachsender eine starke Faszination für die Nationalsozialisten entwickelt, war mit 16 dem Reichsarbeitsdienst beigetreten und war als Flakhelfer zunächst in Karlsruhe-Durlach, dann in Leipzig eingesetzt worden. Nach Kriegsende wurde er in dem berüchtigten Gefangenenlager bei Bad Kreuznach-Bretzenheim interniert. Er überlebte, doch das Haus der Familie war den Bomben zum Opfer gefallen. „Also zogen wir nach Sulzbach, wo die Oma lebte.“

Es war ein glückliche Fügung, denn hier lernte er seine Gattin kennen, die aus einer „ur-sozialdemokratischen“ Familie stammt. Ihr Vater, Peter Schattner, und einige andere Familienmitglieder mussten 1935 vor Hitler nach Frankreich, Algerien und Brasilien emigrieren. Später wurde Schattner unter dem Vorsitzenden Richard Kirn Landessekretär der SPS. Und er prägte den Schwiegersohn Helmut Veit, der zu dieser Zeit begann, sich in der Sozialdemokratischen Partei zu engagieren.

Doch zunächst stand das berufliche Fortkommen im Vordergrund. Helmut Veit hatte eine Lehre als Baukaufmann absolviert und hatte anschließend eine Beschäftigung bei der Lagera, einem Tochterbetrieb von Heinrich Lenhard gefunden, dem zu der Zeit größten Bauunternehmen an der Saar. Er arbeitete zunächst am Großmarkt, musste die Waren, die nachts aus Frankreich am Saarbrücker Osthafen ankamen, sortieren und zuteilen. Später, als das Saarland zu Deutschland zurückkehrte, entwickelte er sich zum Zollexperten, der sogar nachts angerufen wurde, wenn es irgendwo klemmte. „Ich habe mich mit den Zöllnern gut verstanden und so wurde immer eine Lösung gefunden, durch die das Zollgut früher zugestellt werden konnte.“ Helmut Veit war glücklich und zufrieden mit seiner Position, doch als sein Vorgesetzter plötzlich verstarb, erhielt er zwei neue Chefs, die ihm gegensätzlichen Vorgaben machten. „Das wollte ich nicht mitmachen.“ Also suchte er sich eine neue Stelle.

Die Fa. Peter Gross Bau suchte zu dieser Zeit gerade einen Einkäufer. Auch wenn Helmut Veits Qualifikationen formal anders gelagert schienen, erhielt er die Stelle. „Ottmar Gross hat mich persönlich eingestellt. Damals war das alles noch nicht mit dem heutigen Betrieb vergleichbar. Das Unternehmen residierte in der Kaiserstr. 103 in St. Ingbert.“ Doch die Chemie stimmte und es sollte sich herausstellen, dass es enorme Wachstumspotenziale barg, nicht zuletzt dank Helmut Veits Einsatz und Ideenreichtum.

In dem damals noch kleinen Unternehmen konnte man sich nicht auf eine Arbeit beschränken, sondern musste anpacken, wo es notwendig war. Als beispielsweise eine neue Betonanlage errichtet wurde, fehlten LKWs, um das kritische Gut zu seinem Einsatzort zu transportieren. „Ich hatte gelesen, dass die Amerikaner Militärlastwagen versteigerten, die nur wenige Kilometer gelaufen waren.“ Also erwarb er 10 Stück für die Fa. Gross, die sie in Eigenregie umbaute, so dass der Betonmischer drauf passte. Aus derselben Quelle besorgte Helmut Veit LKW-Aufleger, die zu Bauwagen umgerüstet wurden. Selbst ein Motorbot war dabei. Das rüstete man mit einem günstigen Außenboardmotor um und verkaufte den innenliegenden Antrieb, womit der Kauf sich schon amortisiert hatte.

Eines Tages rief die RAG beim Einkäufer Veit an und bot der Fa. Gross die Bergehalde an der Dudweiler Straße an. 120.000 Quadratmeter für einen Euro pro Quadratmeter. Helmut Veit sprach mit seinem Chef Ottmar Gross über das Angebot. „Kaufen Sie es doch!“ sagte der. Doch Helmut Veit hatte selbst gerade angefangen, in Neuweiler zu bauen. „Sonst hätte ich es getan!“ Aber das erledigte sich: Zwei Tage später stand Ottmar Gross vor ihm und sagte: „Ich habe noch einmal drüber geschlafen: Rufen Sie bei der RAG an, ob das Angebot noch gilt. Wir kaufen das Gelände.“ An freien Tagen wurde die Bergehalde mit den eigenen Fahrzeugen abgetragen, parzelliert und verkauft. Auch das Gelände, auf dem sich jetzt die Kurklinik Lautzkirchen befindet,  kaufte die Fa. Gross damals, entwaldete, terrassierte und parzellierte die 100.000 Quadratmeter Land. „Als ich einmal mit meiner Frau dort spazieren ging, wunderte sie sich, warum mich alle Leute freundlich grüßten – ich hatte ihnen schließlich ihr Grundstück verkauft.“

Der Erfolg im Beruf, sowohl im Unternehmen von Heinrich Lenhard, als auch bei Peter Gross Bau, hatte einen Grund: „Sie ließen mich an der langen Leine laufen.“ Und er beschwerte sich nicht, wenn weitere Aufgaben hinzukamen. So wurde ihm irgendwann die Rechtsabteilung der Fa. Gross übertragen. Drei seiner Fälle endeten vor dem Bundesgerichtshof. „Die erste Instanz haben wir meist verloren. Doch in der zweiten waren wir in aller Regel erfolgreich!“ So auch in dem richtungsweisenden Urteil über Unwetterschäden während Bauarbeiten. Im konkreten Fall ging es um den Bau der Johannisbrücke in Saarbrücken. Durch eine anhaltende Schlechtwetterphase entstanden während der Bauzeit Schäden, welche die Fa. Gross nicht tragen wollte. Zunächst entschieden die Richter in Saarbrücken gegen das St. Ingberter Unternehmen, doch der Bundesgerichtshof kam zu dem Schluss, dass das ausführende Unternehmen Schäden aus höherer Gewalt nur bis zu einem gewissen Grad tragen müsse.

Während seiner Angestelltenzeit in St. Ingbert rückte auch die Politik mehr und mehr in den Fokus. „Ottmar Gross befürwortete mein Engagement. Er sagte: Es ist wichtig, dass in den Parlamenten nicht nur Beamte und Juristen sitzen.“ Und so konnte er schon einmal früher zu einem offiziellen Termin. „Die Arbeitszeit musste ich selbstverständlich nachholen.“ Helmut Veit wurde Vorsitzender der SPD in Neuweiler, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und später Deligierter im Stadtverband. Ein Höhepunkt seines politischen Schaffens war das 50-jährige Jubiläum der Neuweiler SPD zu der Helmut Veit einen der Väter des Grundgesetzes eingeladen hatte: Prof. Carlo Schmid. Der große Vordenker seiner Partei hielt eine recht abstrakte Rede und wurde später gefragt, wie er denn auf die Idee gekommen sei, ausgerechnet nach Neuweiler zu kommen. „Das ist eine Frage der Solidarität! Wenn ich eingeladen werde, komme ich gerne.“ antwortete Schmid.

Seinen größten politischen Erfolg sieht Helmut Veit in der Verhinderung der Bebauung des Waldgeländes Richtung Sulzbach. Dort wo heute das Forsthaus und das IPA stehen, hätte eine Neubausiedlung entstehen sollen. Selbst seine eigene SPD Fraktion im Stadtrat war dafür. Doch er konnte sie überzeugen, dass das Waldstück gebraucht wurde, nicht nur zur Naherholung, sondern auch als Schutzzone gegen Sturm und Unwetter.

Mit 63 Jahren offenbarte Helmut Veit seinem Chef – das war zu diesem Zeitpunkt bereits Klaus Heller – dass er in Ruhestand gehen wollte. „Warum denn das? Sie sind doch noch fit“ bekam er zu hören und antwortete schlagfertig: „Gerade deswegen!“. Seine Liebe zu Frankreich und insbesondere zur Bretagne bestimmte seinen folgenden Lebensabschnitt. In den 80er Jahren gab es kein Internet und Helmut Veit wurde von den Vermietern der Ferienhäuser in seinem bevorzugten Reiseziel immer wieder gebeten, Inserate zu schalten, um Feriengäste anzuwerben. Daraus entwickelte sich ein Geschäftsmodell. Als das Internet hinzukam hatte er zeitweise 120 Objekte im Angebot. 2003/2004 wurde er schwer krank und übergab das Geschäft seiner Tochter Barbara. Doch nach wie vor pflegt er Kontakte in die Heimat der Gallier,

Der Name Helmut Veit wird auch mit einem aufsehenerregenden Verwaltungsakt in Verbindung gebracht: Das Haus, das er sich in den 60er Jahren in der Martin-Luther.Straße bauen ließ wurde im Dezember 2009 zum Denkmal erklärt. „Als ich damals Ottmar Gross fragte, ob mir einer der Architekten der Firma einen Entwurf machen könnte, da sagte er: Dann wirst Du eins dieser kastenförmigen Gebäude bekommen, wie wir sie in Reihe bauen.“ Gross empfahl ihm einen jungen, kreativen Architekten, der die hohen Erwartungen auch voll erfüllte. Es war Johann Peter Lüth, der spätere Landeskonservator. Als Jahrzehnte später die Nachricht der Einstufung als Denkmal eintraf, folgte bald Ernüchterung der Freude: „Ich darf ohne Erlaubnis nicht einmal die Fliesen im Bad austauschen.“ Eine Widerspruchsmöglichkeit dagegen gibt es nicht. Der angerufene Petitionsausschuss des Saarländischen Landtages konnte der Argumentation der Familie Veit folgen, doch nicht entgegen gesetzlicher Bestimmungen votieren. „Ein denkmalgeschütztes Haus in Neuweiler ist etwas anderes als ein vergleichbares in Potsdam.“ Mit der Ernennung zum Denkmal gehe eine Wertminderung einher. Mittlerweile hat sich die Familie damit abgefunden und ein wenig stolz sind sie schon darüber.

Helmut Veit ist ein Freund klarer Worte. Das stellt man fest, wenn man verfolgt, wie er auf facebook zu verschiedenen Themen Stellung nimmt, aber auch wenn man sich mit ihm über Politik unterhält. „In die heutige SPD wäre ich vor 50 Jahren nicht eingetreten.“ sagt er unmissverständlich. Dennoch freut er sich darüber, dass der Sulzbacher Ableger seiner Partei sich nun endlich zusammengerauft hat und mit Blick auf die im kommenden Mai bevorstehende Bürgermeisterwahl in einer Linie steht. Die Chancen beurteilt er angesichts der jahrelang offen ausgetragenen Querelen allerdings nur für den Fall positiv, dass noch eine dritte Kraft einen Kandidaten stellt.

Mit dem aktuellen Bürgermeister kommt er übrigens persönlich gut zurecht: „Ich habe noch seinen Großvater gekannt!“ lacht er und erzählt von nachbarschaftlichen Erlebnissen. Und das unterscheidet den früheren Politikstil von dem gegenwärtigen: „Auch früher ging es inhaltlich hart zur Sache.“ Danach konnte man sich aber immer noch zu einem Bier an der Theke treffen und Lösungen finden. Heute wird unversöhnlich miteinander umgegangen. Persönliche Ziele stehen im Vordergrund, nicht das Wohl der Gemeinschaft. Vielleicht zeigt das Beispiel Helmut Veit, dass es auch anders geht.

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